Pressemitteilung: mitREDEN! –
Hintergrund zur Präsentation im Ratskeller am 30.5.2006

Die Münchner sollen sich streiten!

Demokratie-Bündnis und Debattierclub fordern einen Ort zum mitREDEN!

Miteinander reden, einander zuhören, sich eine Meinung über die Themen der Zeit bilden, andere davon überzeugen, miteinander aber auch über die besseren Ansichten streiten – so funktioniert Demokratie. In München soll es bald einen eigenen Platz dafür geben, einen Ort zum mitREDEN.

Das fordern das Bündnis zur Erneuerung der Demokratie (BED) und der studentische Debattierclub München (DCM): Sie haben das Projekt „mitREDEN!“ entworfen.

Die Idee: Die bayerische Landeshauptstadt braucht einen festen Ort, an dem sich ihre Bürger in aller Form auseinandersetzen können: über aktuelle Themen der Stadt, Entwicklungen in allen wichtigen Lebensbereichen wie Politik, Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft, Wissenschaft sowie über Kontroversen jeder Art.

Und Einige im Rathaus sind nicht abgeneigt:

Im letzten Herbst reichte der Fraktionschef der Grünen, Siegfried Benker, einen Antrag im Stadtrat ein, nach dem auf dem neugestalteten Marienhof ein solcher Ort geschaffen werden soll. Auch von der SPD wird das Projekt wohlwollend aufgenommen. Als BED und DCM im Januar der Fraktion die Idee vorstellten, sagte Constanze Lindner-Schädlich, stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Unterstützung zu.

„Es gibt bei uns keinen Ort, an dem man im fairen Austausch der Argumente um die beste Lösung ringen kann“, beklagt Gunda Krauss vom BED.

Mit der Londoner „Speaker’s Corner“, an der sich heute vor allem religiöse Fanatiker und Selbstdarsteller tummeln, hat „mitREDEN!“ wenig Ähnlichkeit. In der Isar-Metropole soll einmal pro Woche ein Thema zur Diskussion stehen. Eine Gesamt-Moderation und feste Regeln für die Teilnehmenden stellen sicher, dass es stets nur um die Sache geht – und nicht ums Ego oder Eitelkeiten der Redenden.

Eine Pro- und eine Contra-Seite tragen die unterschiedlichen Argumente zum Disput der Woche vor, dann kommt das Publikum zu Wort, am Ende geben Alle über Für und Wider ein Meinungsbild ab, und schon nach 45 Minuten ertönt der Schlussgong, weil alle nur wenige Minuten Redezeit haben. Ob Transrapid, Stadtplanung und Hochhaus-Debatte – aufregende Themen der Bürgerbeteiligung und Streitpunkte gibt’s zuhauf.

Im Internet kann’s dann weitergehen: Die Vorbereitungen und die weiteren Beiträge des Publikums können dort dokumentiert werden.

„Wir wollen einen Beitrag zur politischen Kultur in dieser Stadt leisten“, erklärt Thomas Hamm vom DCM. „Die Losung ist eben mitReden! – nicht aneinander vorbei quatschen“, unterstreicht Gunda Krauss. Auf der Bundesgartenschau im letzten Sommer in Riem haben BED und Debattierclub das Modell in „Balkonien“ erfolgreich getestet.

Prominenteste Unterstützerin ist die Münchner Ehrenbürgerin Hildegard Hamm-Brücher. „Genau solche Projekte sind es, die eine lebendige Demokratie ausmachen“, freut sich die frühere Staatsministerin, die ihre ersten Debatten im Münchner Stadtrat ausfocht. Auf genau diesen Stadtrat kommt es jetzt an: Er muss entscheiden, wie sich die Münchner sich künftig an einem festen Platz muntere Wortgefechte liefern dürfen.

Die Begründer des Projekts verbindet die Lust an der demokratischen Redekultur und am zivilgesellschaftlichen Engagement.

Das Münchner Bündnis zur Erneuerung der Demokratie ist ein überparteilicher und unabhängiger Zusammenschluss von Einzelpersonen. Es wurde gegründet nach den Feiern zum 50. Jahrestag des Grundgesetzes, bei denen deutlich geworden war, dass die Parteien zu dominant sind und den Bürgern nicht genug Mitsprache gewähren.

Der Debattierclub München ist eine studentische Initiative an der Ludwig-Maximilians-Universität. Wöchentlich treffen sich seine Mitglieder zum streitbaren Diskutieren aktueller Fragen. Diese Form des Debattierens hat an Universitäten in England und den USA eine jahrhundertlange Tradition. „mitREDEN!“ führt rhetorisches Können und zivilgesellschaftlichen Einsatz auf einer höheren Ebene zusammen. „Eine solche Demokratie-Schmiede des Alltags ist einzigartig und weltweit ohne Vorbild“, bemerkt Fritz Letsch vom BED, „sie könnte sogar die Berühmtheit der Münchner Weißwurst übertreffen.“

Der Trägerverein des Selbsthilfezentrum München, Verein zur Förderung von Selbsthilfe und Selbstorganisation, FÖSS e.V. hat qualifiziertes debattieren als Projekt aufgegriffen. Auf den Streetlife-Festivals werden ebenfalls Kostproben der Vorbereitung und von Debatten zu erleben sein.

Kontakte
BED: Gunda Krauss, Wilhelm-Diess-Weg 13/12, 81927 München, Telefon + Telefax: 089/933530, E-Mail: Gunda.Krauss @ mnet-online.de

DCM: Thomas Hamm, Fraunhoferstr. 29, 80469 München, Telefon: 089/20232895, www.debattierclubmuenchen.de

Mehr Info, weitere Hintergründe sowie Bilder
http://home.arcor.de/letsch/mitreden.htm
http://bed-muenchen.blog.de
http://debattieren-lernen.blog.de

BILDER
http://data1.blog.de/media/685/538685_be333628ee_o.jpeg
http://data1.blog.de/media/759/406759_3071c415ec_l.jpeg
ein früheres Projekt am Marienplatz
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Qualifiziertes Debattieren kann ein neues Instrument der politischen Bildung werden

Debattieren ist der hohe Stil der geordneten Rede und Gegenrede,
wie sie zum Beispiel im britischen Parlament gepflegt wird.

Die Art der langen politischen Reden und Palaver hierzulande ist oft nicht ansprechend
und für nicht „Eingeweihte“ nur schwer nachvollziehbar.

Für ein gemeinsam zu nutzendes Instrument brauchen wir Formen,
die so einfach sind, wie der Strassenverkehr. Alle sind zu beteiligen.

Qualifiziertes Debattieren kann leicht vorbereitet werden:

– Das Thema wird in diskutierbare Spannung gebracht:
– Zwei Gruppen bereiten sich auf die Rollen vor: a und b, je 2 oder 3 Personen
Moderation eröffnet: Erklärt die Programmfolge und Zeitregelung
– 1 a Eröffnungsrede: Erste Argumente
– 1 b Erwiderung und erste Argumente der Gegenseite
– 2 a Reaktionen und Vertiefung der Argumente
– 2 b Reaktionen und Vertiefung der Argumente
5-12 Publikumsbeiträge (je nach Zeitdauer)
– 3 a Zusammenfassung der Argumente
– 3 b Zusammenfassung der Argumente
Moderation befragt das Publikum zu einem Meinungsbild,
bei verbleibender Energie und Zeit nach vertiefenden Themen,

Verabredungen zu eigener oder gemeinsamer Weiterarbeit

Qualifiziertes Debattieren als Instrument der politischen Bildung
Demokratie muss so einfach sein wie Strassenverkehr.
Alle – auch MigrantInnen – sollen daran teilnehmen können.

Die Juristen haben den Disputen zu dienen, nicht sie zu beherrschen.
Die Begriffe und Redeweisen sollen allen verständlich sein,
erst danach sind sie in rechtsfähige Formen zu bringen.
Beiträge und Kommentare bitte ins Forum auf http://shz-muenchen.de

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