Die rebel clowns von circa begnügen sich allerdings nicht mehr mit der
rolle des hinweisers und zum nachdenkenbringers, sie kombinieren die
uralte kunst des clownens mit der kunst der gewaltfreien direkten
aktion, sie werden selbst aktiv. Denn wir sind keine autobahnbegrüner
oder publikumsbespasser, wir wollen die ganze bäckerei und nicht nur ein
stück vom kuchen, wir sind keine kuschelclowns, auch wenn wir das
zwischendurch gerne tun, wir sind rebel clowns, weil wir wütend sind,
wütend und entsetzt über die zustände dieser welt, wo kinder verhungern,
während essen vernichtet wird, wo menschen erschossen werden, weil sie
für ihre rechte eintreten, wo flüchtlinge von denen abgewiesen werden,
die ihr leid ausgelöst haben, wo in unserm namen kriege geführt werden.

Wir sind clowns, hypersensible wesen, und damit empfänglich für das
leid dieser welt, wir verkriechen uns nicht ins sichere zirkuszelt, wir
stellen uns dem wahnsinn. Und es bleibt uns garnichts andres übrig als
zu kämpfen. Wir erklären dem krieg dieser welt unsern krieg. Aber wir
sind clowns, und damit kämpfen wir nicht mit der binären logik des
aktivisten, wir lassen uns nicht ein auf das freund feind schema der
unterdrückung, wir kämpfen mit der clownlogik, wir verlachen autoritäten
und ihre rollen, aber wir lieben die menschen in den uniformen dahinter,
wir lassen uns nichts befehlen, aber wir helfen jedem und hören jede bitte.

Wir sind die clownarmy, eine armee, weil einzelne clowns nur zu leicht
als pathetische figuren wahrgenommen werden, in schubladen gesperrt und
als harmlos ungehört bleiben. Unser training enthält ein drilling, neben
bouffonesken fortbewegungsmethoden lernen wir marschieren, denn das ist
es, was am ehesten macht und stärke darstellt. Als clowns haben wir
keine angst vor der macht, wir bekämpfen sie nicht und gehen ihr aus dem
weg, denn das ist sowieso nicht möglich bei ihrer allgegenwart, nein,
wir nehmen die macht und persiflieren sie, marschieren diszipliniert und
lachen einen moment später darüber, tragen eine uniform und nähen rosa
puschel dran. Denn das ist es, was die mächtigen nicht vertragen, über
einen clown lachen kann jeder, aber über einen clown in uniform kann nur
lachen, wer seinen selbstwert nicht an diese uniform hängt.

Ausserdem macht es spass zu marschieren, zusammen, und auf aktion ist
es wichtig, koordiniert, verbindlich, solidarisch und diszipliniert
aufzutreten. Die clownarmy ist in gaggles organisiert, batallione, die
sich vor jeder aktion absprechen, sie nachbereiten, im ernstfall
zusammenbleiben und geübt haben, schnell zu entscheidungen zu kommen.

Diese gaggles sind der kern der clownarmy, denn nur aus dieser
graswurzelorganisation ist ein gemeinsames auftreten (und eine andere
welt) möglich, wir sind schnell und beweglich, kein chef oder der ärger
über ihn hemmt unsere spielfreude. Wir sind rebellen, wir werden immer
rebellieren, wenn jemand macht sammelt und missbraucht und sei es auch
im namen der revolution, uns ist das leben wichtiger als ein masterplan,
wir transformieren als rebellen nicht nur die haltung gegenüber der
macht, sondern alle unsere lebensbereiche, rollenmuster, die art zu
leben, lieben, lachen und die revolution zu machen.

Die presse liebt die clownarmy, bunte bilder, die ohne lange
statements 1000 worte sagen, ein clown mit grimmigem gesicht in einer
gepanzerten polizeikette, ein batallion das sich an einen wasserwerfer
heransockt, das gibt die dicke kohle vom redakteur.

Und natürlich wollen
alle ein statement, ein manifest, ein paar sätze, die sie hinterher nach
ihrem gutdünken verhackstücken können, ein ding der unmöglichkeit mit
nase. Wir sind keine verkleideten demonstranten, die sich die nase
aufsetzen, um unter ihrem schutz weitergehen zu können, und jederzeit
ein politisches statement abrufen können, wir sind clowns, trainierte
clowns, die jederzeit den menschen hinter der kamera sehen können, oder
auch den in der kamera, aber nicht ein manifest wie dieses verlesen
können mitten im spiel.

Und wir sind klandestin, wir lehnen den
personenkult der politischen parteien ab, wir sind geschminkt, weil
unsere wünsche und träume mehr bedeuten als unsere alltagsgesichter und
biografien.

Wir sind kamerageil und egozentrisch, suchen die
öffentlichkeit und das zentrum der aufmerksamkeit, nicht weil wir
persönlich erkannt werden wollen, sondern weil wir clowns sind und
jeden spielplatz lieben, wo etwas los ist, wir tauchen unerwartet auf
und wieder unter, wir sind überall, in jedem menschen steckt der innere
clown, der befreit werden will, das wilde unbezähmbare freudige wesen,
was nie verstehen wird, warum diese welt so trist und unfair sein muss,
so eingeschränkt und eingeengt.

Wir sind überall, seit dem g8 in
heiligendamm ist die clownarmy sogar eine interplanetarische, aus dem
ganzen sonnensystem sind sie gekommen um den letzten rückständigen
planeten zu besuchen, wo immernoch ein paar wenige über die andern
herrschen, diesen schurkenplaneten, diesen failed planet, das war die
letzte aufforderung sich am horizontalen, anarchistischen modell des
universums zu orientieren und freiwillig auf die
unterdrückungsmechanismen der macht zu verzichten.

Denn das muss doch
auf dauer anstrengend sein, immer alle unter kontrolle halten zu müssen,
bei der clownarmy gibt es auch immer mal wieder einen chefclown, für
kurze zeit, dann wird das spiel langweilig, die gut formierte armee
spritzt auseinander, spielt an tausend ecken und findet erst wieder
zusammen, wenn es ansteht, ordnung ohne herrschaft.

Die rebel clown army rekrutiert ihre kombattanten durch ein
ausführliches drei-tage-training, in dem der innere clown gesucht und
gefunden, die zusammenarbeit der clowns geübt und ein gaggle organisiert
wird, das dann aktionsfähig und auf repression seitens der
spassverderber vorbereitet ist. Run away from the circus, join the rebel
clown army!

Die clownarmy wächst rasant und es gibt immer wieder diskussionen, in
welche richtung das eher gehen sollte. Es gibt inzwischen etliche
clowns, die kein circa training durchlaufen haben, viele
missverständnisse und so viele unterschiedliche trainingsstile wie trainer.

Ich meine, wenn wir wirklich eine bewegung sein wollen, die nicht auf
den kurzen gag angelegt ist, brauchen wir eine ernste nase-unten-
diskussion, wo wir damit hinwollen, und wie, ob wir uns auf ein
selbstverständnis einigen können, auf ein ähnliches trainingsprogramm,
eine struktur im netz und live.

Im clownsbarrio am g8 war wenig zeit für
diesen austausch, die auseinandersetzung, aber jetzt wo alle wieder in
ihrem netten alltag angelangt sind, ist es vielleicht ganz inspirierend,
sich dazu auszutauschen. Das kölner gaggle wollte eine internetpräsenz
basteln, eine vernetzung ausserhalb der da-liste wäre auch angesagt und
im september wird es ein gigantisches clownzeltlager in der altmark
geben, mit workshops, trainertrainings, diskussionen und um all die
nasen nochmal wieder zu treffen, die inzwischen herumrocken und in
heiligendamm famoses geleistet haben. Hut ab hipphipp.

Verbreitet das doch mal weiter und krittelt dran herum, dies ist ein
erster entwurf und:

Scheitern gehört zum clown (aber auch immer wieder versuchen… :-))

Untertänigst und aufmüpfig, euer generalstgefreiter gec

eine truppe im wendland mit weiteren links: http://wendlandclown.twoday.net/

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