Geschichte erleben

Ein über 80 Jahre alter total lebendiger Anarchist, fast blind, erzählt spannende Geschichten aus den Kämpfen in Spanien und wie er Willi Brandt anfegte, er soll nicht so dumm über Anarchismus daherreden, er muss es doch besser wissen … nach all den Jahrzehnten Auseinandersetzung.

Klar, die Parteisozialisten konnten mit den für sie fast schwärmerischen Gewerkschaftsanarchisten nicht so viel anfangen, Moskau und andere Interessen hatten längst Disziplin gefordert, und Blutzoll.

Dann kam die Stasi-Geschichte als Werkstatt, Geschichtswerkstätten in Potsdam und Umkreis, die Geschichte unserer Friedensarbeit ist auch noch nicht geschrieben: Ost-West-Kontakte, die Stasi-Akte als mein schönstes Zeugnis: „… wirkte inspirierend und organisierend …“

Geschichte leben

Später dann die Gründung des Forum Homosexualität und Geschichte, in dem ich viele Erzählcafes moderierte und Veranstaltungen vorbereitete, an Ausstellungen und Biografien mitarbeitete, das Handwerk der personalen Geschichtsarbeit erlernte.

Aktuell sitz ich regelmässig über Akten des Volksgerichtshofes, von Schulschwänzern und leichtsinnigen Mädels mit Wochenend-Karzer bis zu regelmässigen Einweisungen zur Schutzhaft in Dachau, auch viele Entlassungen dazwischen, ermutigend viele Kommunisten und widerständige Pfarrer, erschreckend viele inszenierte Übergriffe zu persönlichen Bereicherungen, …


Geschichte verarbeiten

und dann sitz ich im Literaturkreis meiner Gestalt-AusbildungskollegInnen und wir landen in den Familien-Traumata der zweiten und dritten Generation: Wie wir zu schweigen lernten. siehe „ich, …“

Eigene Geschichte erarbeiten lernen
In einer Geschichtswerkstatt kann ich mir die Runde meines Kollegiums auch als Arbeitsgruppe von Geschichtslehrenden vorstellen: Wieviel von der eigenen Geschichte will ich mit meinen Schülern teilen?

Die eigene Geschichte unterrichten?

Ich meine damit nicht die persönliche, die auch privat bleiben sollte, sondern die reflektierte eigene
Geschichte, wie sie auch in einer allgemeinen, gemeinsamen Familien- oder Orts-Chronik stehen könnte, aber mit all den erlebten Teilen, die wir teilen mögen, um spürbar, erlebbar zu werden.

Gemeinsam Deutsche Geschichte verarbeiten
Der Anspruch eröffnet sich in jedem Besuch eines Konzentrationslagers, in dem Gedenkstättenpädagogik diverser Betroffenheit aufgebaut wird, mit meines Wissens wenig Verarbeitungshilfen. Die Bilder der Übergriffe und der Vernichtungslager sind einerseits notwendig, der Wahrheit nahezukommen, aber es braucht auch die Alltagswahrheiten von Not und Hunger der Zwischenkriegszeit, des Überlebens und der Schweigezeit der 50er und 60er -Jahre, die Wiederetablierung der Rechten in der Macht.

Integrierte Geschichte für lebendige Zukunft
Erst die Studentenproteste und Hippie-Zeiten führen uns zu den demokratischen Auseinandersetzungen, die unsere neue Zeit und ihre später folgende Stagnation verständlich machen: Ost-West-Konflikt, No Future, Stationierung, neue Kriege, Ökologie-Bewusstsein bis zur Klimakatastrophe: Mit dem Auto in den sterbenden Wald …

und zur Veränderungsfähigkeit:
wie geht Veränderung, wenn die bisherigen Methoden immer nur zur Steigerung der Katastrophe beitrugen?
Das Einstein-Jahr spielt uns viele Ideen in die Hände …

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