Gestalt ist im amerikanischen ein deutsch-stämmiges Fremdwort, das die beiden entflohenen Juden Laura (geb. Lore Posner) und Fritz Perls aus ihrem vorigen Exil in Südafrika und ihrem Studium in Deutschland mitgebracht hatten.
Gestaltphilosophie und Gestaltpsychologie waren Begriffe wie Existenzialismus, als sie bei Wilhelm Reich, einem frühen Freud-Schüler, die Psychoanalyse lernten und sich selbst auf der Couch analysierten.

Berlin brodelte. Die tollen 20er Jahre gingen in die Saalschlachten und Übergriffe der SA in Theater und Schulen über, wie auch später Ernest Bornemann beschieb, der als Jugendlicher in der Aufklärung der Gleichaltrigen mitarbeitete, während sie auch mit Wilhelm Reich und vielen anderen in der Marxistischen Arbeiterschule MASCH Berlin (einer heutigen Volkshochschule ähnlich) Vorträge hielten und die SEXPOL aus den Abtreibungs-Initiativen und Sexualberatungsstellen mit aufbauten.

20120916_122156-PANONach einer gemeinsamen Begründung entwickelten sich in den späteren Jahren die verschiedenen Stile der psychotherapeutischen Arbeit: Laura an der Ostküste mit Einzeltherapien und -Stunden, Fritz an der Westküste mehr mit Gruppen und experimentellen Sessions, im Hippie-Style.

Verschiedene Ausbilder brachten die Arten der Lehrer und Arbeitsformen in europäische Regionen, wo nun vielerlei Menschen ihre psychotherapeutischen Stile weiterentwickeln, und von jedeR ist dabei gut zu lernen … Der Original-Start für Grundlagen-Forschende: Gestalt Therapy. Excitement and Growth in the Human Personality. The Julian Press, New York, 1951
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Mond-KindMit der Bereitschaft der jungen Studierenden in den 60er Jahren, sich mit dem politischen Umfeld der frühen Psychoanalyse auseinanderzusetzen, konnte die inzwischen etablierte Psychoanalytiker-Vereinigung nicht angemessen umgehen, das Quellenstudium führte zu Wilhelm Reichs „Massenpsychologie des Faschismus“, das als einer der verbreitetsten Raubdrucke nicht recht verlegbar war: In Amerika waren die Schriften Reichs nach seiner Aberkennung von Approbation und Verfolgung verbrannt worden. Bis heute könnten wir aus der Geschichte lernen ….

Die frühzeitig sich als „judenrein“ erklärende Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft hatte vor allem von Hitlers Juden-Verfolgung gewinnende Ärzte in ihren Reihen, und die Auswirkung ist bis heute spürbar:

Psychoanalysen mit Hunderten von Stunden werden von den Kassen beinah bereitwillig bezahlt, eine Gestalt-Therapie mit 25 Stunden eher nicht, ausser man bringt die Ablehnung von drei Psychoanalytikern, dass sie ausgebucht seien, und findet eine GestalttherapeutIn mit Kassenzulassung.

Ob sich bei dem steigenden Bedarf bei Posttraumatischer Belastungsstörung zurückgekehrter Bundeswehr-Soldaten etwas ändern wird? Der Bundeswehr-Veband empfieht jetzt Tier-Therapie …

Der Rassismus wird unshaitische Mutter noch ein paar Lernschritte abfordern, bis wir begreifen, dass traumatisierte Flüchtlinge nach einer Konzentration auf ihre Lernerfahrungen der Flucht auch eine Verarbeitung brauchen, bis sie zu dauerhaften Arbeitskräften werden können, denn Trauma vererben sich, wie wir aus der Kriegskinder- und Kriegsenkel-Forschung wissen, die inzwischen in den Altenheimen angekommen ist:

Statt medikamentöser Ruhigstellung in langjährige Unruhe oder hilflose Demenzbetreuung wäre manche gute Aus- und Fortbildung eine Erleichterung, und die Sterbebegleitung eine echte Sache, nicht nur eine Abwehr der ängstlichen Moralisten.

Wer sich über meine Gedankengänge wundern sollte: Im Arbeitskreis Kritische Gestalt lernten wir, dass die politische Lebenssitution zum Lebensumfeld der Arbeit gehört, auch wenn solche Grundeinstellungen der bekannten Psychologie fremd sind, aber dafür gibt es die viel weniger bekannte Kritische Psychologie.

weiterschmökern: http://gestaltleben.wikispaces.com

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