Aufruhr in der Stadt – Frische Impulse und Visionen für die Stadtteilarbeit – Einführung ins Community Development

Wir blicken auf einen klimatisch unterkühlten, sozial gleichwohl brandheißen Sommer zurück. In Athen lieferten sich Bürger und Polizei bürgerkriegsähnliche Kämpfe, in Madrid gingen Zehntausende auf die Straßen, die Westminster-Demokratie wackelte: London und viele englische Großstädte brannten lichterloh, in Israel demonstrieren Hunderttausende.

Der Grund für die vehementen Proteste in unserer europäischen Nachbarschaft: zunehmende Arbeitslosigkeit und die drohende Verarmung der Menschen, die Perspektivlosigkeit vieler Jugendlicher und Migranten, die panische Angst vor dem Nichts.

Auch Deutschlands Städte geraten zunehmend unter Druck. Die Sozialhaushalte schrumpfen, während die Anzahl der Sozialhilfeempfänger, so in München, laufend steigt. Auch der weiterhin schwelende Konflikt über Stuttgart 21 zeigt: Bürgerinnen und Bürger fühlen sich mit Ihren Anliegen nicht ernst genommen und zu wenig in Planung einbezogen. Es fehlt an konstruktiven Lösungsansätzen und Zukunftsperspektiven, für die es sich lohnt, sich gemeinsam zu engagieren: Bürger, Politik, Wirtschaft, Verwaltung.

Eine neue Methode baut Brücken: Der Community-Development-Ansatz aus Chicago gelingt die Vernetzung der informellen und institutionellen Schlüsselpersonen in Stadtteilen. Er mobilisiert die Eigeninitiative und Selbstorganisation der Einwohner mit Hilfe spezieller Methoden.

Der mehrstufige Ansatz stammt von James Capraro. Der Change Makeraus Chicago blickt auf 40 Jahre Bürgerarbeit zurück. Er entwickelte die Methodik in seiner Heimatstadt und wendet sie als „Comprehensive (umfassendes) Community Development“ erfolgreich in 50 US-Städten an. Sie brachte Südwest-Chicago Investitionen in Höhe von einer halben Milliarde US$, dazu mehrere tausend Arbeitsplätze. Wichtige Prozessschritte:

*Effektive Interview-Techniken
*Auslösen von Schneeballeffekten bei der Vernetzung
*Aufbau einer dichten Beziehungs-Architektur
*Erstellen von Lebens-Qualitäts-Plänen
*Effektive Umsetzung mit den Planungsbehörden
*Import- & Export-Strategien zum Beleben lokaler Wirtschaften
*Stimulieren resilienter, robuster und sich selber heilender Kommunen

Als Beitrag zum Europäischen Jahr der Freiwilligen 2011 stellt das Netzwerk Gemeinsinn e.V. diese Methode erstmals in Deutschland und Europa öffentlich vor. Ablauf des Info-Abends:

*Comprehensive Community Development und Change Making: Präsentation von James Capraro, www.capraroconsulting.com (auf Englisch, mit Übersetzungshilfen)
*Thesen des Partizipationsforschers Prof. Dr. Franz Kohout, Bundeswehrhochschule München, über die Beteiligung im Stadtteil als Wiege und Schule der Demokratie
*Die Situation im Stadtteil, dargestellt von Eva Bruns, Büro für Soziale Stadtentwicklung München, und Quartiersmanagement Ramersdorf/Berg am Laim
*Interaktives Planspiel mit den Besuchern, angeleitet durch den Theaterpädagogen Fritz Letsch: Darin probieren die Teilnehmer die Methode aus und übertragen sie auf Problemstellungen in ihrem Stadtteil
*Durch den Abend moderieren Wolfgang C. Goede, Wissenschaftsjournalist, und Maren Schüpphaus, Dialog-Expertin/Vorstand Netzwerk Gemeinsinn e.V.

Die Veranstaltung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Ökologischen Bildungszentrum als Veranstaltungsort und dem Sozialreferat der Landeshauptstadt München als Förderer. http://www.netzwerk-gemeinsinn.net/content/view/673/218/

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