Bekommt München den IsarBrückenBlues?

am Donnerstag, 29. November 2018, sollen die Isar-Brücken geräumt werden, unter denen bislang Obdachlose zumindest ein trockenes Dach finden konnten. Eine Reaktion der Landeshauptstadt auf den Brand unter der Reichenbachbrücke (s. tz-Artikel)

Das Pressegespräch gerade eben am Montag, 26. November 2018 um 17 Uhr ist unter der Reichenbachbrücke mit uns bekannten JornalistInnen hervorragend verlaufen…hacker-Mond

Fahr zur Großhesseloher Bruckn,
werd a bisserl abaspuckn,
spring a bisserl hinterher,
fühl mi halt a bisserl leer.

Konstantin Wecker,
‚Wieder Sperrstund im Kaffee‘
[Stilles Glück, trautes Heim]

Das sind die Isar-Brückn aus Konstantins Jugendzeit…

Erklärung von obdachlosen Personen zur angekündigten Räumung ihrer Wohnstätten in München am 29.11.2018

Wir fordern die Landeshauptstadt auf, die Wohnstätten von obdachlosen Menschen in München nicht zu räumen.

Wir wohnen derzeit lieber unter der Reichenbachbrücke, als dass wir in der Kälteschutzeinrichtung in der Bayernkaserne übernachten.

In der Bayernkaserne müssen wir jeden Morgen das Gelände verlassen und dürfen uns tagsüber dort nicht aufhalten.

Dort können wir auch unsere Sachen nicht aufbewahren, weil es keine Schränke oder Schließfächer gibt. Wir haben keine Kochmöglichkeiten.

Wir können uns nicht aussuchen, mit wem wir in einem Zimmer schlafen.

Oft schlafen mehrere Personen in einem Raum, die ganz unterschiedliche Interessen und Gewohnheiten haben, so dass es oft nicht möglich ist, zur Ruhe zu kommen.

Es gibt keinerlei Privatsphäre. fliessendes Parlament

Regelmäßig finden in der Früh am Ausgang des Kälteschutzes große Polizeikontrollen statt, denen wir nicht ausweichen können, wenn wir dort geschlafen haben.

Immer wieder werden dabei Personen verhaftet (z.B. wenn wegen mehrmaliger Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ohne gültiges Ticket ein Haftbefehl vorliegt), so dass manche Personen den Kälteschutz nicht in Anspruch nehmen, weil sie Angst haben, verhaftet zu werden.

Neben dem Stopp der Räumungsvorbereitungen fordern wir deshalb eine menschenwürdige Unterbringung aller (unfreiwillig) Obdachlosen. Dies heißt für uns unter
anderem:

  • uns ganztägig und ganzjährig in den Räumlichkeiten aufhalten zu können
  • Privateigentum sicher aufbewahren zu können
  • Privatsphäre zu haben
  • eine Kochmöglichkeit zu haben
  • Zimmernachbarn wählen zu können
  • dort keine Angst vor Polizeikontrollen haben zu müssen
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