Paulo Freire und Augusto Boal starben am 2.5. – wie Gustav Landauer

Beide Brasilieiros haben die Bildungsarbeit, das Theater und die Pädagogik verändert, wovon die konservativen Strukturen in unseren Bildungs-Tempeln und Theatern bis heute nicht wirklich wissen wollen.

Beide hatten in den brasilianischen Militärdiktatur in den 1960er und 1970er Jahren nach demokratischen Lern- und Lebensformen geforscht, bei Brecht und Piscator und Habermas gefunden: Lern-Autonomie, Forumtheater und Pädagogik wie Theater der Unterdrückten und Befreiungstheologie geprägt, mussten ins Exil, denn auch die CSU und F.J.Strauß unterstützten die Diktatur und Folter …

Die Gewalt der Verhältnisse

Bert Brecht war, wie etliche deutsche Exil-Schriftsteller und Theaterleute wie Erwin Piscator eine Inspiration in der Diktatur und brüchigen Demokratie:

Den Fluss nennt ihr gewalttätig, aber nicht die Ufer, die ihn begrenzen?

Wer aber seine Lage begriffen hat: Wie sollte der aufzuhalten sein?

Um Augsburg seit den Brecht-Wochen an etlichen Bahn-Anlagen aufgesprüht …

Bildung – Macht – Herrschaft

Bildung muss von einem emanzipatorischen Ansatz aus gedacht werden, um die Unterdrückten in der soziohistorischen Veränderung der Gesellschaft beteiligen zu können, also Menschen in einem Prozess zu befähigen, „jene historischen und existenziellen Erfahrungen, die im alltäglichen Leben von der herrschenden Kultur abgewendet werden, zu beanspruchen, und sie auf diese Weise wiederzubewerten und kritisch zu verstehen“ (Zitat von Paulo Freire).

Freire hat mit seinem Lebenswerk Wege zu neuem Lernen aufgezeigt. Er wurde zu einem der bedeutendsten Wegbereiter einer Pädagogik für das 21. Jahrhundert. Paulo Freire inspiriert Menschen in allen Kontinenten zu neuer Hoffnung, daß Pädagogik Beiträge leisten kann für eine menschlichere Welt.

Die Pädagogik der Befreiung entstand in Lateinamerika. Ausgangspunkt der Freire-Pädagogik ist die Lebenssituation der Lernenden.

Gemeinsam wird überlegt, was, wofür, wie und wo gelernt werden soll. Dies geschieht in der Annahme, daß die Beteiligten gemeinsam die Motivation, das Wissen und die Phantasie aufbringen können, um zu entscheiden, was für sie wichtig ist.

Die „Lehrer“ geben ihren Anspruch auf, den besten Weg zum Lernen vorgeben zu können.

Paulo Freire wies auf die besondere Kraft einer befreienden Pädagogik gerade in gesellschaftlichen Veränderungsprozessen und epochalen Paulo Freires Pädagogik der Befreiung hat weltweit nicht nur Theoretiker und Praktiker der Erwachsenenbildung, sondern Menschen in vielen anderen Arbeitsfeldern inspiriert.

Elemente einer befreienden Pädagogik werden in so verschiedenartigen Bereichen wie Schule, Theater, Theologie Kindergarten, Interkulturelle Arbeit, Sozialarbeit, Psychologie, Philosophie und Kunst angewandt.

Wie leiten wir zu selbstbestimmtem Lernen an, das auch Grundlage zu verantwortlichem Arbeiten ist?

  • – Kurze Replik zum Wiedergabe-Lernen, das nur Anpassung fordert und nicht zu initiativem Arbeiten führt.
  • – Knappes Eingehen auf die Umstände des Lernens: Lehrer- Ausbildung bis Stoff-Orientierung, Wissensmanagement?

Der Weg zum wirklichen Dialog, Kontakt in Lernsituationen

  • – Bisherige Ansätze und ihre regelmässigen Untergänge
  • – Der langsame Wechsel des gesamten Systems und unsere Fähigkeiten, in diesem unsere Rolle zu verändern

Zwei Modelle, in der Gruppen Lernautonomie begannen:

  • – Die Mitgliederversammlung der PFG Mai 99 Berlin
  • – Die Zukunftswerkstatt einer kosovo-albanischen Gruppe

Übertragungsmöglichkeiten auf Lern-Gemeinschaften

A u t o n o m i e

„Wir haben die Möglichkeit, zu begreifen, auszuwählen, zu entscheiden, zu durchdringen.Wir sind, weil wir sein werden. Das ist die Bedingung, um sein zu können.„ Paulo Freire ‘Pedagogia da Autonomia’, Kap. 5, S. 36

Autonomie – wie weit ist Autonomie in einer derart bürokratisierten Gesellschaft möglich. Ist es nicht geradezu anachronistisch heutzutage darüber nachzudenken?

Wir können unsere Wahrnehmung verrücken, und das nicht nur theoretisch, sondern praktisch – mit Methoden des Theatermachers Augusto Boal.

Augusto Boal – Freund und literarischer Schüler Paulo Freires und brasilianischer Theatermacher, entwickelte sein Methodenset des Theater der Unterdrückten, nachdem er von den eigenen und staatlichen Bühnen (und später auch aus seinem Lande) vertrieben worden war.

In aller Welt griff er die Fragestellungen und Probleme seiner Zuschauer auf und ließ sei mit seinen Methoden – dem Zeitungstheater, dem Statuen- oder Forumtheater und schließlich dem legislativen Theater ihre eigenen Lösungsansätze erarbeiten – ganz gleich, ob es Bettler in Argentinien oder mißbrauchte Frauen in Paris waren.

In aller Welt griff er die Fragestellungen und Probleme seiner Zuschauer auf und ließ sei mit seinen Methoden – dem Zeitungstheater, dem Statuen- oder Forumtheater und schließlich dem legislativen Theater ihre eigenen Lösungsansätze erarbeiten – ganz gleich, ob es Bettler in Argentinien oder mißbrauchte Frauen in Paris waren

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