Vorlauf-Bewegungen

Wenn wir von Bewegungen lernen wollen,
brauchen wir den Blick auf ihre Energie:

Was war der Startpunkt, oft ein Ärger,
was war das Faszinosum für die Freunde,
was brachte den Durchbruch, die Verbreiterung?

Eine Hoffnung in den 1970er Jahren im braven grauen München,
das sich mit der Olympiade und der bis heute besonderen Spielstraße dort hin
in eine neue freundliche Art aufmachen wollte …
gab es in einem tollen Plattenladen in der Ledererstraße,
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Zeitschriften von Farm-Bewegung und Kompost / Humus / new Earth
Grüne Kraft Herausgeber Werner Pieper
gedenkt grade dem Autor von Autogeddon

Heathcote Williams †
Ein persönlicher Abschied des Verlegers von einem seiner liebsten Autoren

Heathcote kam 1941 zur Welt, wurde Eton-Schüler ohne Abschluß, machte sich im Swinging London der 60er einen Namen als Schreiber von Theaterstücken wie AC/DC, The Immoratalist, The Speakers, schon früh bewunderten ihn seine Kollegen William Burroughs, Samuel Beckett und Harold Pinter. Er war zeitweilig Herausgeber der Zeitschriften The Fanatic und der International Times, die er letzthin mit andern nochmals aufleben ließ. Er gründete die Ruff Puff Creem Tuff Estate Agency, ein Maklerbüro für leerstehende, zu besetzende Häuser. Darüber hat er einen längeren Beitrag für das Buch ‚Squatting –The real story‘ (Bay Leaf Books, 1980) beigesteuert. Er wurde Botschafter vom Freistaat Frestonia, der von Nicholas Albery und Freunden besetzten Freston Road (Deren Botschafter in D. ich war. Ich habe heute noch meinen Paß mit einem fetten Frestonia-Visum auf Lebenszeit, das seinerzeit vor allem DDR-Grenzler arg verwirrte). Heathcote lebte selber lange in besetzten Häusern in Notting Hill.
In Amsterdam war er Mitveranstalter des erotischen Wet DreamsFestivals, sowie Mitarbeiter der Zeitschrift SUCK … er wirkte in etlichen Filmen mit, u.a. mit seinem Freund Bob Hoskins, zuletzt in Basic Instinct II im Jahr 2006.

In den 80ern übernahm ich ungefragt mehrere Artikel von ihm aus US-Zeitschriften, so ein Interview mit den Illuminatus-Autoren Robert Shea und Robert Anton Wilson im KOMPOST 25, Irrlichter der Zukunft in HUMUS 4, Plant Liberation in HUMUS 6; für Beiträge in diesen Zeitschriften gab es kein monitäres Honorar.

Eine Tages war ich soweit,  daß ich einigen Autoren in England und den US derlei Nachdrucke beichtete. So landete ich bei John Michell in Notting Hill, der mich nach einem Tee zu Heathcote geleitete.
Beiden übergab ich die Zeitschriften, in denen sie eingedeutscht aufgetaucht waren. Und beiden machte ich ein Wiedergutmachungs-Angebot. Falls es einen Text von ihnen gäbe, den sie gern auf Deutsch sehen würden: her damit. Von John erschien dann der Grüne Zweig 79: Die alten Maßsysteme.
Heathcote gab mir ein Gedicht gegen das Auto, Autogeddon. Bis dato hatte ich versucht, im Grünen Zweig nur Positives zu veröffentlichen, aber nun dies. Versprochen ist versprochen und der Text – laut The Guardian eine „JG Ballard-style ballad about the plague of the motor-car“ – erschien als Heft in einer guten Übersetzung von Rolf Brück als Grüner Zweig 89 und verkaufte sich sehr mäßig.
Dann klingelte bei mir das Telefon: der mir bis dato persönlich unbekannte Chef des großen 2001-Vertriebes, Lutz Kroth. Er fragte, was denn die Nachdruckrechte für dieses Gedicht kosten würden; er bot 5000 DM. Damit war ich nun wirklich überfragt, also bat ich ihn um Bedenkzeit und schrieb Heathcote einen entsprechenden Brief nach Cornwall, wo dieser zwischenzeitlich in einem alten Schloß (ein Schulfreund war ein ErbNachfahre von T.S. Elliot) lebte. Er ‚wohnte‘ in seinen Gedichten. Ihm stand ein ganzer Burgflügel mit mehreren Räumen zur Verfügung, die er mir zeigte, als ihn ihn eines Tages per Mofa besuchte. In jedem Raum war eine Matratze, ein TeeKocher und an die Wand geheftet die Papierentwürfe eines Gedichtes.
Lutz Kroth war ein Fanatiker: er setzte sich in Flieger & Taxi und sprach direkt bei Heathcote vor. Doch dieser verwies ihn zurück an mich, da er sich nicht an unsere Abmachung (die es diesbezüglich ja auch nicht gab) erinnern könne. Lutz Kroth war soetwas noch nicht wiederfahren. Nach seiner Rückkehr verdoppelte er sein Angebot, das ich nun nichtmehr ausschlagen konnte, zumal er mir auch noch meine Ladenhüter-Hefte abkaufte.

Poem For Heathcote

On the death of Heathcote Williams. Blue Venus of verse has left us.

Activist, film maker, mischief maker, love warrior, poet, gentle soul,

musical lion, goodbye goodbye goodbye

Photo: Richard Adams

When your magic sun comets the earth
The flame of rebellion burns
You are the song that rattles the soul
Pompadour haired poet prophet-punk preaching
to the world
You are the final word
Red snapper rebelista!
Lyrical Spartacus – in a maze of
darkness
The sharpened needle of truth
behind the hiss of Judas
flicker kicking with whales
Confabbing with elephants
Mischief making Puck –
inking walls and Buckingham Palace with protest-punch graffiti
Friend to the lost the dispossessed the hungry
Bob Marley tootin’ Emperor of Frestonia
Aristo’ don of Anarchy
Peanut brittle choco chomping British dandy!

Now that you’ve rocketed onto another plane
cherub-smiling dolphins
and tear cupped – daffodils
will sink in slumber
Bonobos and orang-utans will salute your cosmic laughter
Hot-lick word wit playa
Verses clap clap like purple thunder
slapping ignorance –
with spanky pants intelligence
– candy pale eyes
see the air is free

You are the whispered echo of conscience
on a Dizzy Gillespie breeze
Lexical spinning rock god
Skin thumping the drum – spreading your
wizardry on street corners and market stalls

You are that flowering amber butterfly
back flip jibing on talking leaves
The storied power of hope on
a bike of honey bees
The blood dust of a silver-petalled star
Bless up ! Prince Fiah !
A melody of tears may twist the lips of dawn
But your electric harpsichord of love plays on.

Saira Viola

Wenn deine magische Sonne die Erde kommentiert
Die Flamme der Rebellion brennt
Du bist der Lied, der die Seele klappert
Pompadour haired Dichter Prophet-Punk Predigt
Der Welt
Du bist das letzte Wort
Red Snapper Rebelista!
Lyrischer Spartakus – in einem Labyrinth von
Dunkelheit
Die geschärfte Nadel der Wahrheit
Hinter dem Zischen des Judas
Flimmern mit Walen
Konfirmieren mit Elefanten
Unfug machen Puck –
Färbende Wände und Buckingham Palace mit Protest-Punch Graffiti
Freund zu den verlorenen die enteigneten die hungrigen
Bob Marley tootin ‚Kaiser von Frestonia
Aristo ‚Angesicht der Anarchie
Erdnuss brüchige Choco Chomping britischen Dandy!

Jetzt bist du auf ein anderes Flugzeug geschossen
Cherub-lächelnde Delfine
Und zerreißen – Narzissen
Wird im schlummer versinken
Bonobos und Orang-Utans werden dein kosmisches Lachen begrüssen
Hot-lick wort wit playa
Verse klatschen klatschen wie lila Donner
Klatschende Unwissenheit –
Mit Spanky Hose Intelligenz
– Süßigkeiten blasse Augen
Sehen Sie die Luft ist frei

Du bist das geflüsterte Echo des Gewissens
Auf einer schwindeligen Gillespie Brise
Lexikalischer, spinnender Rockgott
Die Haut drückt die Trommel – verbreitet dich
Zauberei an Straßenecken und Marktständen

Du bist der blühende Bernsteinschmetterling
Zurück Flip Jibing auf redenden Blättern
Die stürmische Macht der Hoffnung auf
Ein Bike von Honigbienen
Der Blutstaub eines silbernotierten Sterns
Segne dich! Prinz Fiah!
Eine Melodie von Tränen kann die Lippen der Morgendämmerung drehen
Aber dein elektrisches Cembalo der Liebe spielt weiter.

Saira Viola

Mehr Heathcote:
Schönes Foto und Geschichte zu Heathcote http://internationaltimes.it/heathcote-williams-151141-1717/

Bill Levy
Heathcote Williams gründete zusammen mit Bill Levy, Jim Haynes und Germaine Greer die Zeitschrift SUCK. Von Bill Levy ist gerade etwas Neues erschienen:
**
William Levy – RAPE (with drawings by Scott Neary, 2017)

William Levy’s controversial short story RAPE was refused by many a publisher in the past, but has now finally been published by Moloko+ from Germany. And how. Combined with drawings by Scott Neary and designed by Robert Schalinski, RAPE has turned into an elegantly transgressive piece of work. Horny… yes. And paranoid… no doubt. But if you think RAPE is obscene, take a closer look at the financial supplement of your newspaper. Or should you feel Levy is revelling in conspiracy theories, feed your paranoia on the history of the Sabbatians, one of whom William Levy has chosen to be the protagonist of his story. Levy summarises his story as follows:

‘RAPE is a rage-out-rapacity fable about free market cannibals devouring themselves. Wolf Filosof is irresistibly magnetic with more than a touch of Sax Rohmer‘s insidious Doctor Fu Manchu in method and approach. When he is not having incredible tantric sex Wolf Filosof sells stolen white children to rich Americans. It‘s part of his faith as an adherent of a sect believing all prohibitions are proactive commands celebrated as a holy activity. This ribald burlesque drolly develops political/porno themes of the chilling unspeakable. Obscenely funny for anyone who can take a joke…’
http://www.sea-urchin.net/books/moloko-print/william-levy-rape/

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