Heute, Mittwoch, wird ein Stationendrama „Fluchtwege“ simulieren. Um 19 Uhr kann man vor dem Landestheater einen Bus besteigen. Zielort: unbekannt. „Einfühlen“ soll man sich in den Prozess der Asylsuche. 30 Laien zwischen 21 und 73 Jahren und Schauspieler weisen dazu authentische Wege. Laien sind – nach dem berühmten Vorbild des Theaterkollektivs Rimini Protokoll – „Experten des Alltags“. Man darf nicht nur gespannt sein, wo es hingeht, sondern auch wie es ausgeht. Der Eintrittspreis von 10 Euro ist dabei nicht der Obulus fürs Theater, sondern wird einem karitativen Zweck gewidmet.

Derartige neue Theatererfahrungen sind anderswo schon etabliert, freie Spielformen an Stadttheatern, die konkret ortsspezifische Themen aufnehmen, ein starker Trend. Die Zeitschrift „Die deutsche Bühne“ schreibt im April-Heft dazu einen Schwerpunkt: „Der Gewinn ist für die Theater wie für die Städte enorm. In einer Gesellschaft, die immer weiter zerfällt in sozial, kulturell oder migrantisch unterschiedlich geprägte Gruppen, ergreifen die Stadttheater ihre Chance als Orte der Begegnung.“ Es gehe „um Beteiligung und um das Herstellen von Verbindungen, aus denen neue Formen und Arbeitsweisen entstehen, die zugleich zutiefst in der Stadt verwurzelt sind“. (Thomas Laue)

Das Salzburger Landestheater hat deshalb unter anderem das „Café der Kulturen“ im ABZ Itzling für einen Tag (6. Mai, 16 Uhr) ins Foyer der Kammerspiele eingeladen. Dort, wo bislang ein lustiger Liederabend eine Pizza-Story erzählte, sollen jetzt authentische Begegnungen mit „Fremden“ möglich werden, vom Obusfahrer aus Bayern bis zum nigerianischen Studenten.

Auf ins türkische Theater

Aus dem Café kann man dann jedenfalls direkt ins türkische Theater gehen: Das Theater Ülüm aus Ulm erzählt (6. und 8. Mai) auf komische Art die abenteuerlichen Erlebnisse der Familie Dasch: auf (viel) türkisch, (etwas) deutsch, aber allgemein verständlich.

Und schließlich greift auch noch der Jugendclub des Landestheaters das Thema auf (7. Mai, 16 Uhr): In „heimat.com“ nach dem erfolgreichen Jugendstück von Holger Schober wird das Schicksal von Arigona Zogaj zum Sujet einer bewegenden Handlung. Zwölf „Amiras“ werden auch eigene (Lebens-)Erfahrungen einfließen lassen.

„In jeder Stadt darf man den Horizont erweitern“, sagt Astrid Großgasteiger. Aufmerksam machen, einfühlen lassen, wachrütteln: Das Theater hat heute mehr denn je eine konkrete Aufgabe. Die Weiterführung der engagierten Projektidee ist schon fixiert. Thema: soziale Ungleichheiten.  www.salzburger-landestheater.at  © SN/SW

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