§175
Vor gut 150 Jahren hat uns König Ludwig II. mit dem Verkauf Bayerns an das neue Kaiserreich gegen eine Menge Geld aus Bismarcks „Reptilienfonds“ für den Bau seiner Schlösser, die nach seinem Tode in die Luft gesprengt werden sollten, das preussische Strafrecht eingebrockt.
Vor gut 100 Jahren trafen sich Apotheker, Mediziner und Juristen, gegen den § 175 und die Erpressungen und Selbstmorde im Wissenschaftlich Humanitären Commitee München, und unterstützten die Bemühungen von Magnus Hirschfeld in Berlin und seiner Zeitschrift.
Vor 50 Jahren war die Befreiungsbewegung in Gang gekommen, mit dem Film von Rosa von Praunheim, mit Studentengruppen und im Untergrund: Als Schwulen- und dann Lesbenbewegung, als heute queere Bewegung mit allen Variationen, die wir auch in den Familien kennen: inter und trans, nicht-binär, asexuell, bisexuell, polyamor …
Der §175 hat viele Biografien beschädigt
Die Angst wirkt bis heute weiter: Das Geschrei an den Schulen gibt es bis heute: „Schwule Sau!“ oft als falsch ausgedrückte Abwehr gegen körperliche Übergriffe unter pubertierenden Jungs, denen es um Rangelei ging, als männliches Gehabe und als patriarchales Relikt in reaktionären Kreisen: Gewalt herrscht auch strukturell in allen unseren alten Hierarchien und erzeugt Druck im Gemüt: Seelische Krankheiten, die sich natürlich auch körperliche Auswege suchen.
Angst in der Familie
Ein „coming out“ ist auch heute, 2024 noch ein emotionales Abenteuer für einen 22jährigen Studenten, der seiner Familie lieber schriftliche Mitteilung macht und auf einer Plattform in zwei Tagen 15.000 vor allem positive Reaktionen bekommt, aber auch verwunderte Fragen, was daran heute noch so besonders sei:
„Hab mich gerade bei meinen Eltern und Brüdern geoutet. Hab denen einen schönen Text geschrieben (weil es für mich der einzig machbare Weg war) und mein Papa hat gleich zurückgerufen und Entwarnung gegeben und meinte es sei alles gut und ich bin weiterhin Papas Sohn.
Jetzt warte ich nur noch auf weitere Reaktionen von meiner Mutter und meinen Brüdern. Ich bin gespannt, aber jetzt guter Dinge … Meine Ma und meine Brüder haben übrigens auch super lieb und herzlich reagiert. Es ist also alles hervorragend gelaufen. Ich bin Happy!“
Angst im Betrieb
Prout @ work und früher „milk messe“: Harvey Milk war als Stadtrat in San Francisco von einem rechten Stadtrat erschossen worden … 1978 The times of Harvey Milk
Daraus entstand eine Bewegung in den großen Firmen, unter Diversity auch die queeren Rechte der Gleichbehandlung durchzusetzen, ein sichtbares Zeichen heute die vorgeschriebene Formulierung (m/w/d) für männlich /weiblich / divers hat auf die Dauer mehr Bewusstsein für die Zwischenstufen gebracht, als lange Artikel: Was Magnus Hirschfeld als Arzt und Sexualwissenschaftler schon um 1900 beschrieb, wurde von den Nazis diffamiert, zerstört und in der reaktionären Adenauerzeit nicht wieder aufgenommen: Dabei weiß jede medizinisch gebildete Person, dass mindestens 1 Kind von 1000 Geburten mit „nicht-normalen“ Geschlechtsteilen geboren wird, dazu kommt noch die möglicherweise andere Hormon- und seelische Entwicklung der geschlechtlichen Identität und Orientierung.
Angst in der Öffentlichkeit
CSD – Christopher Street Day 1969 erregte Aufsehen in der westlichen Welt, die studentisch gerade mit Kritik an den Bombardements und Grausamkeiten m Vietnam-Krieg in Unruhe kam: Die Ideen und Methoden der antirassistischen Bürgerrechts- und Frauenrechts-Kämpfe breiteten sich auf indigene und sonstig diskriminierte Minderheiten aus:
Christopher Street war keine Party, sondern ein Aufstand, vor allem von allerlei „Schlampen“ aus der Szene in New York: Gegen Korruption und Polizei-Willkür, die Schwule und Trans-Leute ausnehmen, belästigen und kriminalisieren konnten, wenn sie nicht spurten und zahlten, auch in der Szene die Wirte abkassierten und ihre
Altersgrenzen
Der mühsame Kampf durch die Jahrzehnte: Die alte böse Gleichstellung von Schwulen mit Kindesmissbrauch, die Diffamierung der Pädophilie als süchtigen Übergriff, der nie – auch ab 14 / 16 Jahren einvernemlich sein kann? Nun sind die „Kinder“ erst mit 18 erwachsen, bis dahin machen sie sich selbst noch mit ihren eigenen nackten Bildern strafbar … als „Kinderpornographie“! Die Paragraphen dieser Art dienen aber vor allem der Einführung von Internet-Zensur-Methoden, wie von „Zens-Ursula“ …
Entschädigung?
Vor 90 Jahren begannen die Konzentrationslager, der §175 wurde nach der „Nacht der langen Messer“ 1936, als nicht nur der schwule Röhm und Freunde, sondern auch über 100 Personen von Hitler’s persönlichem früheren Umfeld bis zu juristischen, katholischen und sozialistischen Kreisen umgebracht wurden, verschärft und in Razzien angewandt, und in der Adenauer-Zeit noch weit öfter, auch in Erpressungen angewandt, als im „3.Reich“. Die Aufhebung kam erst 1994!
Lächerliche Entschädigungen für die Verfolgung und die Zerstörung von Lebenswegen wurde erst beschlossen, als kaum jemand mehr aus den KZ am Leben war, und die folgenden später Bestraften in ihrer Scham unsichtbar bleiben wollten.
Kirchen
„Die Ehe ist heilig, während die homosexuellen Beziehungen gegen das natürliche Sittengesetz verstoßen …“ Ratzinger 2003 – und der ganze Vatikan voller „SODOMA“: Eine zusammenstellung der homophilen Seilschaften der Herren im Vatikan, die ihre Zöglinge – wie auch in die Burschenschaften die „Alten Herren“ in die besten Ämter hievten.
Während einzelne evangelische Landeskirchen auch andere Beziehungen segnen, verdammen andere solches Verhalten, auch in Beziehung auf die Ordination als Pfarrer*in und Bischöf*in sind die Regionen noch sehr verschieden.
Andere Zusammenstellungen:
lustpaedagogik.blogspot.com/2021/01/darkroom-fur-munchen-beginn-einer.html
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