Kränkungen in autoritären Verhältnissen
Schulschädigungen sind in Bayern als normal angesehen, werden wie die „Auslese“ verteidigt. Zum Schulschluss verteidigen Leute im Radio die Durchfall-Quoten, das Trauma der Kinder wird nicht empfunden.
Inclusion wird nun als fremdartige Anforderung von ganz oben irgendwie eingehalten, aber eigentlich nicht gewollt. Die göttliche (kirchliche) Schulaufsicht aus monarchischer Zeit scheint immer noch zu wirken …

Rektor Burger: Der angesehene Schläger in der Kleinstadt
Er war so gefürchtet, dass sich bis heute keiner offen darüber sprechen traut, aber in der Kleinstadt-Hierarchie unangefochten. Als Leiter der Katholischen Knaben-Volksschule Altötting lieb er unangefochten, weil damals das Prügeln und Ohrfeigen der Kinder noch als normal, verdient eben, dargestellt wurde. Sogar im Landtag war die Debatte um die Prügelstrafe durch die CSU ganz klar abgeschmettert worden, die Hildegard Hamm-Brücher damals auslöste.

Mein 4. Schuljahr, 1964, hatte ich ziemlich verdrängt. Mutter hatte mir schon vorsorglich Beruhigungsmittel verabreichen lassen, weil sie selbst Angst hatte: Ich war in der dritten Klasse noch ein fröhliches Kind, hieß Floh und liebte mein Fräulein Böck, eine der alten Damen, die man aus der Rente zurückgeholt hatte, weil für so viele Kinder des Jahrgangs 54 nicht genügend Lehrer da waren.

Auch ich hatte gelegentlich von ihr eine „Tatze“ bekommen, einen Schlag mit dem Rohrstock auf die vorgestreckte Hand, aber Prügel waren wir als Lehrerskinder auch von zu Hause gewohnt, und bei „gerechter Verabreichung“ waren sie auch psychisch verkraftbar. Und Fräulein Böck, ein noch „geschworenes Fräulein“, die für ihre Lehrerausbildung auf die Ehe zu verzichten hatte, war liebevoll und gerecht. Wir mochten sie alle, vor allem, wenn sie uns selbst erlebtes vom Bruder Konrad und der Bockerlbahn erzählte, Pinocchio vorlas.

Ich hatte mein „Kalktabletten“ zu schlucken, von denen ich müde wurde, und war zu langsam zum Fußball spielen, saß lange über meinen Hausaufgaben und wurde dick, ein braves Kind. Früh zum ministrieren, dann in der Schule als Auseher in der Klasse, wenn der Rektor während Still-Arbeiten in sein Büro ging. Ich hatte an der Tafel zu notieren, wer schwätzte oder von seinem Platz ging, und danach gab es die Strafen.

Gründlich hatte ich das verdrängt, aber es saß noch fest in mir: Die innere Angst und der Missbrauch, den ich notgedrungen mitgespielt hatte, war mein Vater als Lehrer doch sein Kollege, wenn auch anderer Schule.

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