Zur Unterstützung des Heilungsgeschehens habe ich eine Methode entwickelt, die Medizin und Gestalttheorie verbindet, ich nenne sie GESTALTMEDIZIN.

Die Kenntnis der medizinischen Strukturen und Prozesse bei der Betrachtung mit gestalttheoretischen Prinzipien, im wesentlichen der phänomenologischen Herangehensweise, ermöglicht eine tiefere Erkenntnis und ein Verstehen des Leiblichen im Sein.

Einordnung in das elementare Sein (zur Unterstützung hab ich die Elemente symbolisch repräsentiert)

Leibliches Sein ordnet sich elementarem Sein unter.
Ohne die Elemente (Erde, Luft, Feuer und Wasser) ist Leibliches Sein nicht vorstellbar. Die elementaren Kräfte des Makrokosmos spiegeln sich im Leiblichen Sein, im Mikrokosmos wider.

Die ERDE bringt die Nahrung hervor, „Du bist, was Du isst“. Unser Dasein ist geprägt von den Erdanziehungskräften. Der Knochenbau, die Muskulatur , die Gelenksysteme, sind in engem Bezug zu Erdanziehungskräften. (Spürbar ist dies durch die Übung“ Getragen sein durch die Erde“.

Das WASSER
durchdringt uns. Es besteht eine Analogie zu den Kontinenten, die auf dem Wasser schwimmen. So ist auch unser Körper zu 2/3 durch das Wässrige bestimmt, die Körpersäfte sind der Fluss, das Meer, in dem das Leben stattfindet. Trocknen wir aus, ist unser Leben gefährdet.

Die LUFT
ist ebenfalls ein lebensnotwendiges Element. Mit dem Atem und dem Atmen sind wir in ständigem Austausch mit der Luft, die äußere Atmung findet ihre Entsprechung in der inneren Zellatmung, ebenfalls ein Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid.

Meditation:
Was ich einatme, hat ein anderer ausgeatmet, was ich ausatme, atmet eine andere ein usw. hier wirkt eine deutliche Verbundenheit.

Das FEUER bestimmt alle unsere Lebensvorgänge. Sie sind an eine bestimmte Wärmeenergie gebunden. Für uns Menschen ist eine Temperatur um 36.8 Grad üblich. Erhöhte Temperaturen oder Fieber sind nur zu besonderen Zeiten zur Infektabwehr, als Ausdruck einer besonderen z.B. hormonellen Situation wie etwa der. Eisprung der Frau. notwendig.

Fehlt eine dieser elementaren Kräfte, ist ein Element geschwächt, kommt der Leib in eine Dysbalance und das leibliche Sein ist gefährdet und kann sogar zum Tod führen (Ende des leiblichen Seins).

Der Mikrokosmos des menschlichen Seins ist also eng verbunden mit dem Makrokosmos des Erden-Seins.

Das GEMEINSAME und das BESONDERE
Das leibliche Sein ist in den Grundzügen für alle menschlichen Wesen dasselbe, ein Gemeinsames. Unsere organischen Prozesse verlaufen vergleichbar. Mein Herz arbeitet ähnlich wie das meiner Nachbarin, mein Darm bewegt sich vergleichbar wie der meines Gegenübers. Meine Nieren reinigen mein Blut wie bei meiner Freundin usw. Dieses Wissen macht Eingebundenheit spürbar. Das Gemeinsame wird deutlich.

Das Besondere liegt in den unterschiedlichen Feldkräften, die auf die Individuen treffen. An welchem Ort leben wir, in welchen Beziehungen stehen wir zur Natur, zur Arbeit, zu Mitmenschen, zur Kultur (räumliche Kräfte).

Zusätzlich unterscheiden wir uns durch unterschiedliche Zeitläufe und Rhythmen: Durch welche Eltern sind wir wann geboren, wir sind unterschiedlich alt, haben unterschiedliche Vorfahren, unterschiedliche Lebenszyklen (zeitliche Kräfte). Räumliche und zeitliche Unterschiede machen die Differenzierung im Gemeinsamen aus.

THEMEN DER PHÄNOMENOLOGIE des LEIBLICHEN
In der langjährigen Betrachtung von Störungsprozessen im leiblichen Sein sind mir folgende Dynamiken/ Polaritäten besonders aufgefallen und wichtig..

a) Geben/Nehmen, Hingabe/Annahme
b) Festhalten/Loslassen, Aufbau/Abbau, Leben/Tod
c) Engen/Weiten, Kontrahieren/Expandieren
d) Außen/Innen
e) Schnell/Langsam

Allein in der phänomenologischen Betrachtung können so die wesentlichen Leibprozesse beschrieben werden.

In diesen Dynamiken findet die organismische Selbstregulation statt. Eine gelingende Balance entspricht dem Gesundheitsprozess.
Ist eine Seite überbetont, kommt es zur Dysbalance, Störung oder gar zum Beginn eines Krankeitsprozesses.

Ist die Polarität des Gebens überbetont, kommt es z.Bsp. zur Verausgabung, möglicherweise zum Burn Out Syndrom. Ist die Seite des Festhaltens überlastet, kommt es z. Bsp. zur Verstopfung des Darms, zu Krämpfen auch in anderen Bereichen der glatten Muskulatur( Gallenblasendyskinesien u.a.).

Zuviel Loslassen führt zu Durchfall, zur mangelnden Formung der eigenen Kräfte. Für die unterschiedlichen Organsysteme sind diese Dynamiken anwendbar oder sichtbar zu machen. Siehe später

Sehr deutlich sehen wir das an der Atmung. Wenn ich den Atem festhalte, verkrampft das Zwerchfell und ich komme in Luftnot. Ein ständig gehetztes Herz oder verengtes Gefäßsystem führt zur Dysbalance, z.Bsp. Entwicklung eines Bluthochdrucks.

Wenn die Muskelkontraktion nicht von einer Entspannung begleitet wird, kommt es zur Störung. Der LeserIn fallen sicherlich viele andere Beispiele ein.

Jedes Symptom ist ein Ausdruck des Seins, im System des Feldes, vor dem Hintergrund der Lebensgeschichte und äußert sich in oben genannten Dynamiken. Dies gilt es zu verstehen, um so zu einem heilenden Prozess zu kommen.

SALUTOGENESE
Für mich ist GESUNDUNG/Kränkung ein immerwährender Prozess der Gesundung/Heilung, in der Gestaltung des eigenen Seins, der eigenen Potenzialität vor dem Hintergrund der Lebensgeschichte, des Familiensystems und des Kulturraums im Austausch mit den Gegebenheiten, mit der Entwicklung der Balance, auf der Grundlage des elementaren Seins s.o.
Gesundheit ist kein Stillstand, sondern eine ständige Balancierung im Prozeß.

Das Wunder des Leiblichen ist auf dem Boden seiner Verwundbarkeit zu respektieren.

Diese bisherigen Ausführungen waren eher theoretischer Natur, nun komme ich zu den praktischen Verfahren / Erfahrungsmöglichkeiten, die ich entwickelt habe.

GESTALTMEDIZINISCHE VERFAHREN,
Hier geht es darum, darzustellen, wahrzunehmen und zu erfahren, wie das jeweilige leibliche Sein mit seiner Dysbalance nach einem Ausgleich bzw. nach einer Ordnung sucht.

1.DARSTELLUNG EINES ORGANISMISCHEN SYSTEMS IN BEWEGUNG

Ein Organsystem wird in seiner Phänomenologie bildlich durch Personen dargestellt und in Bewegung gebracht (lebendig).

Im konkreten Workshop habe ich als Beispiel den Verdauungsapparat aufgebaut und in Bewegung gebracht. Die TeilnehmerInnen identifizieren sich jeweils mit einer Speise, dem Auge ,dem Geruchssinn, den Lippen, den Zähnen, der Zunge, der Mundhöhle, dem Schluckakt, der Speiseröhre, dem Magen, dem Dünndarm, den Verdauungssäften, der Gallenblase, der Leber, der Bauchspeicheldrüse, dem Dickdarm dem Schließmuskel.

Die Identifizierung, „ich bin.“ erfolgt z.Teil auch paarweise (abhängig von der Gruppengröße). An der jeweiligen Position des Verdauungstraktes üben sie, die RepräsentantInnen, eine dem Organ entsprechende, passende Bewegung aus, während die Speise durch das System „wandert“.

Eine leibhaftige Darstellung in Bewegung macht das System sichtbar und erfahrbar Es ist, ein lustvolles/ ernstes Spiel.

Immer wieder ist erstaunlich, wie auf diese Weise eine leibliche Funktion begriffen werden kann. Jede TeilnehmerIn kann an unterschiedlichen Positionen ihre Erfahrung machen, in verschiedenen Durchläufen.

Was sind meine Schwierigkeiten, die aggressive Kraft der Galle auszudrücken? Wie schwierig ist es wirklich, gut zu kauen, oder die Wiege des Magens zu sein?. Lass ich mir Zeit für formende Kräfte, lasse ich alles durchsausen usw.

Was halte ich fest, was lasse ich los, wo enge ich, wo weite ich und wie drücken sich oben genannte Dynamiken/ Polaritäten aus? Welche Erfahrung mache ich als „fette“ Speise, wie ist es leichte Kost oder Vollwertkost zu sein?

Was kommt von außen und wie ist das Erleben im Inneren? Hier ergeben sich auch tiefenökologische Einblicke. Ich kann erleben, welche Nahrung von außen mich im Inneren wandelt.

Dies ist eine besondere Erfahrungsmöglichkeit, um leibliche Dysbalance und ökologische Missstände zu erkennen und zu wandeln. Wir bekommen einen Einblick in das Zusammenspiel der leiblichen Kräfte und die unterschiedlichen Rhythmen und Tempi.

Dieses Verfahren habe ich für sämtliche Organsysteme ausgearbeitet, um sich in darstellender Bewegung leiblich / bildlich erfahren zu können, wie für das Herz / Kreislaufsystem, Atmung, Nierenfunktion, Leberfunktion, weiblichen Zyklus, Befruchtung/Zeugung, Haut- Muskel- und Skelettsystem sowie Hormonsysteme u.a..

Wenn z.B. jemand an Gallefunktionsstörungen leidet, ist es möglich sich mit der Position und Bewegung der Galle zu identifizieren, und hier seine eigenen Erfahrungen innerhalb des Systems zu machen, bei Störungen des Magens nehme ich dessen Position ein usw.

Diese vielfältige Erfahrungsmöglichkeit gibt einen neuen Zugang zum Verständnis des konkreten leiblichen/lebendigen Seins und damit einen neuen Zugang zum Verstehen von Störungsprozessen. Diese Arbeiten in der Gruppe ermöglichen eine neue Erfahrung/Wahrnehmung für meine Störung und deren Bedeutung für mich innerhalb des Systems, im leiblichen Sein.

2.SYSTEMISCHES FELD DES ORGANISMUS
Ein anderes Verfahren, das Stellen der Organe im Feld, ermöglicht eine neue Erfahrung und Sicht auf meine Dysbalance/ Störung/ Krankheitsanfälligkeit.

Die Organe sowie das betroffene (erkrankte, gestörte) Organ werden von einer Protagonistin mit GruppenteilnehmerInnen im Feld des Raumes aufgestellt und skulpturiert (frei von der anatomischen Vorstellung).

Im Workshop hat sich eine Teilnehmerin ihre Asthmaerkrankung angesehen. Aufstellung: Lunge, Herz, Nervensystem, Sexualorgane, Haut, Niere, Verdauungsapparat.( Bei jeder Erforschungsfrage wähle ich aus, welche Organe mit in die Aufstellung aufgenommen werden, aus meinem Erfahrungshintergrund).

Jedes Organ (die jeweilige RepräsentantIn) kann eine ihr passende Bewegung aus der Skulptur entwickeln und einen passenderen Platz finden, unterstützt durch Nachfragen der GruppenleiterIn.

Das System ist in Bewegung und findet eine „Ordnung“ (quasi wie im Tanz). Dies sieht sich die aufstellende Person an, als Beobachterin.

Wenn eine Ordnung/ Ruhe/ Wohlgefühl gefunden ist, geht sie an den Platz ihres betroffenen Organs. Diesen Platz und diese Bewegung erfährt sie als eine Lösung, als eine neue Perspektive. Z.B. Die Lunge braucht mehr Platz zum Atmen, einen anderen Blick auf das Herz, eine Geborgenheit durch die Haut u.a..

Eine andere Möglichkeit ist, ein Symptom mit in die Aufstellung der Organe zu nehmen und eine systemische Anordnung in der Bewegung zu finden, so dass das Symptom die Chance hat zu gehen.

Wieder geht die Betroffene an die Position des sich nun wohlfühlenden Organs. Auch dieses Verfahren ermöglicht eine neue Sicht / Schau auf mein leibliches Dasein und dessen Heilungsmöglichkeit.(Heilung hat den gleichen Wortstamm wie heilig).

Dies war ein kurzer Einblick in den Workshop der Tagung, an dem sich ca 35 TeilnehmerInnen beteiligten. Ich hoffe, dass auch Nichtteilnehmende sich anfreunden können mit den theoretischen Hintergründen der Gestaltmedizin und einen Einblick gewinnen bzw. sich interessieren für die praktischen Erfahrungsmöglichkeiten, die diese Arbeit in sich birgt.

Eine ausführlichere Darstellung beabsichtige ich in einem längeren Artikel, eventuell auch Buch zu veröffentlichen. Ich hoffe, dass trotz der Kürze der Ausführungen eine Anregung liegt, sich mit der Gestaltmedizin und der Phänomenologie des Leiblichen zu beschäftigen, auf der ständigen Suche nach Balance, im leiblichen Daseinsprozeß, in der Verbindung von Körper/ Seele/ Geist.

Wer Interesse hat, kann sich an mich wenden, auch mit Kritik oder weiteren Anregungen. Elisabeth Schlageter: Fraunhofer9 @ t-online.de

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