P.M. Magazin

Projekt „mitREDEN!“
Öffentlich debattieren – auch über Wissenschaft

Eine Initiative in München will die öffentliche Redekultur pflegen, „so wie einst auf der Agora Athens und dem Forum in Rom“. Das Projekt „mitREDEN!“ des Debattierclubs München (DCM) und des Bündnisses zur Erneuerung der Demokratie (BED) ist aber völlig anders als Londons Speaker’s Corner. Sein Kern ist, dass beide Seiten, die Pro- und Contra-Seite zu Wort kommen, kann doch erst in dieser Polarität der Meinungsbildungsprozess stattfinden. Ein Moderator sorgt für Einhaltung fester Regeln, u.a. Überwachen der nur dreiminütigen (!) Redezeit; er motiviert das Publikum auch dazu, sich aktiv an dem argumentativen Schlagabtausch zu beteiligen und lässt abschließend alle Anwesenden darüber abstimmen, welche Fraktion gewonnen hat. Thema der Debatte ist eine aktuelle, strittige Frage des Zeitgeschehens.

„Wie Christiansen, nur mit Inhalt und Regeln“

Bei einem öffentlichen Probelauf erklärte Thomas Hamm vom DCM: „Das Debatten-Forum ‚mitREDEN!‘ ist wie eine Christiansen-Talkshow – nur mit Inhalt und Regeln.“ Schirmherrin des Projekts ist Münchens Ehrenbürgerin Hildegard Hamm-Brücher, die lobende Worte für die Modelldebate im Ratskeller fand und sich für viel mehr öffentliche Debatten über die Kontroversen unserer Zeit aussprach, im ganzen Land. Sie begrüßte den Vorschlag, hinter dem Rathaus auf dem Marienhof ein öffentliches Debattierforum einzurichten.

Streitkultur fördert Meinungsbildung

Unterstützt wird „mitREDEN!“ auch vom Münchner Verein zur Förderung der Selbsthilfe und der Selbstorganisation FÖSS e.V. Vorstandsvorsitzender Fritz Letsch setzte sich bei dem Pressegespräch im Anschluss an die Debatte dafür ein, die Debattier- und Streitkultur auch in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen anzusiedeln, so wie das in England und den Vereinigten Staaten eine lange Tradition habe. DebattantInnen und DiskutantInnen waren sich einig, dass darüber hinaus der Streitdialog die Meinungsbildung in allen anderen Bereichen des öffentlichen Lebens voranbringen könnte, vor allem auch in der Wissenschaft.

Brücken bauen zwischen Forschern und Bürgern

Das Ausleuchten von Pro und Contra könne Brücken zwischen den Elfenbeintürmen und der Öffentlichkeit bauen, auf diese Weise Fehlinformationen, Unkenntnis, Vorurteile und Ängste auf beiden Seiten abbauen helfen, Schlüsseltechnologien wie etwa die Nanotechnologie in der Öffentlichkeit erden helfen und gleichzeitig den Forschern Zweifel der Bürger verstehbar machen. Barbara Wolter, Bürgerstiftung zukunftsfähiges München, hält solche Debatten auch besonders auf dem Gebiet der Medizin und Gesundheitsvorsorge für nützlich, um das allgemeine Wohlbefinden zu fördern und die Kosten zu senken.

Wolfgang Goede für P.M. in http://www.pm-magazin.de/de/wissenschaftsjournalismus/
auf http://www.pm-magazin.de/de/nurinternet/artikel_id356.htm

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