Eine Antwort:

Offen schwul lebende Männer bewältigen diese Unvereinbarkeit ihres Tuns mit den Glaubensgrundsätzen und Prinzipien der Katholischen Lehre nur,indem sie sich eine individuelle Sicht zurechtbiegen.Dabei handelt es sich um eine Weltsicht,ein gedankliches Konstrukt,das sich in die individuelle Lebenswelt integrieren lässt. Das Konstrukt muss in einem bestimmten Kontext, zu einer bestimmten Zeit, unter bestimmten Umständen mit der Lebenssituation kompatibel sein( Viabilität).

Auf Deutsch: Man muss sich ein Konstrukt zurechtbiegen,so dass man sich als Schwuler eine Legitimation im katholischen Glauben geben kann.Und das geschieht ja tatsächlich in unzähligen Fällen,man pickt sich sozusagen die Rosinen heraus,das Unangenehme,Widersprüchliche,mit dem Glauben Unvereinbare muss so zurechtgebogen werden,dass es in sich „stimmig“ ist…

Einige solcher Konstrukte könnten folgende Gedankengänge sein:
„Na ja,die katholische Kirche hat zwar ihre Fehler,aber letztendlich überwiegt das Positive!“
„Ich bin ja nicht nur schwul,das Schwulsein ist nur eine Facette meines Lebens.“
„Ich akzeptiere den katholischen Glauben insgesamt, na ja, ich muss mich letztendlich vor Gott verantworten…“
„Die katholische Kirche ist letztendlich auch nur menschlich, sie ist nicht frei von Irrtümern (das ist natürlich ein sehr dummes Argument, denn entweder ist die Kirche menschlich oder eine überzeitliche, göttliche Institution)…“
„Diesen Aspekt muss man nicht überbewerten,die Kirche hat so viel anderes zu bieten!“
„Es ist doch nur entscheidend,dass ich liebe! Nicht wen!“

Wie dem auch sei,Katholizismus und Schwulsein sind absolut unvereinbar! Jeder Schwule,der etwas anderes behauptet, unterliegt genau diesen Verdrängungsmechanismen! Schwul zu sein und nach wie vor dieser Institution anzugehören,das grenzt schon an Masochismus. Das meine ich wortwörtlich. Es handelt sich um den permanenten Versuch,von einer übergeordneten Instanz geliebt, anerkannt, akzeptiert, angenommen zu werden.

Was auch geschieht,dieser Versuch ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt! Und dennoch buhlt und kämpft das unmündige Kind nach wie vor um die Zuwendung dieses Vaters oder der Mutter (Was für eine Symbolkraft haben der Begriff „Die Mutter Kirche“,“Der Heilige Vater“,“Der Heilige Stuhl (als Symbol der Macht)“,“Pater“…

Diese Begriffe spiegeln genau diesen Kampf wieder,die Vater-Kind Relation,und dieser Vater wird das homosexuelle Kind IMMER ablehnen!So sehr es sich auch bemüht!
Bleibt nur zu wünschen übrig,dass das individuelle Konstrukt sich eignet,um sich über diesen Zwist,diesen inneren Widerspruch hinwegzulügen…Die Institution wird sich nicht ändern und das darf sie nicht,denn dann wäre sie wirklich weltlich und verlöre ihren Anspruch auf Universalität.

Meine Meinung: ————–

Da die Dissonanz mit einer Institution besteht, die durch jeweils durch Personen vertreten wird, ist es natürlich meistens möglich auszuweichen – ausser bei der grossen Wahrheit, vertreten durch eine fehlbare Glaubenskongregation …

Natürlich kann ich mich durch chrichtlich orientierte Menschen in der Umgebung in meiner schwulen Identität bestärken lassen, aber genau so setze ich mich dann der möglichen Irritation durch weniger wohlgesinnte oder eben jene autoritär strukturierten Personen aus, die jene heilig-erklärten Weisheiten der Obrigkeit wiedergeben.

Einzige Chance: Ketzer werden, die Heiligkeit der Obrigkeit für die eigene Person zu sich selbst zu nehmen, statt sie der Kirche zu überlassen. toms

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