War es der, der Jahre später bewusst auch den Mörder traute?

„Weil doch einmal Blut fließen muss, bevor wieder Ordnung kommt“

Anton Arco war ein junger, in seiner adeligen militaristischen Ehre verletzter Student in der Burschenschaft Rhaetia, der an der Ecke am Promenadenplatz dem Ministerpräsidenten Kurt Eisner auflauerte, als er aus dem Außenministerium, in dem er meist arbeitete, zur Sitzung im damaligen Landtag in der Prannerstraße gehen wollte. Von hinten schoss er ihm zwei mal in den Kopf, bevor ihn dessen Begleitung niederschießen konnte, Professor Sauerbruch rettete ihm das Leben.

In einem späteren Prozess wurden ihm „ehrenhafte Motive“ bescheinigt, nach der Verurteilung folgte ein baldige Begnadigung durch die reaktionäre Regierung nach der Niederschlagung der Räterepublik. Eisner-Begräbnis

„Am 21. Februar 1919 tötete Arco den damaligen Ministerpräsidenten Kurt Eisner (USPD) mit zwei Revolverschüssen in den Hinterkopf. Sein Opfer war nach der Novemberrevolution von 1918 in München von der Versammlung der Arbeiter- und Soldatenräte (8. November 1918) zum ersten Ministerpräsidenten des Freistaats Bayern gewählt worden. Eisner befand sich auf dem Weg in den Landtag, wo er nach der verlorenen Landtagswahl seinen Rücktritt anbieten wollte. Eisners Leibwächter schossen den Attentäter sofort nieder und verletzten ihn lebensgefährlich: An den Blutungen eines Halsschusses drohte Arco zu ersticken.“ wikipedia.org/wiki/Anton_Graf_von_Arco_auf_Valley

„Weil doch einmal Blut fließen muss, bevor wieder Ordnung kommt“

Erzbischof Faulhabers Krisendeutung in seinem Tagebuch 1918/19 ist seit Jahren bekannt.

doch hatten die früheren Veröffentlichungen noch zu viel Respekt vor dem Kirchenmann: Die Rolle der Burschenschaft wäre den Nahestehenden durchaus bekannt gewesen, und die Rhaetia hatte vor einigen Jahren noch stolz die Mordtat auf ihrer Website, und weil sie als bayrisch-katholische Burschenschaft dem Kardinal zugeordnet ist, hatte sie sicher seine Empfehlung ernst genommen.

Dagegen wurde die sicher falsche Spur zur Thule-Gesellschaft gelegt, die in ihrem germanischen Rassismus den halbjüdischen Katholiken sicher nicht aufgenommen hätte, denn sie forderten schon damals von den Anwärtern die Arier-Nachweise über fünf Generationen, wie später die SS und die „Nürnberger Gesetze“ für Staatsbeamte.

Der königliche Hofkaplan, dessen König samt Familie nach Österreich geflohen war, weil in Russland im August 1918 die Zarenfamilie ermordet worden war und die bürgerliche Propaganda den „Bolschewisten“ die gleichen Absichten unterstellte, war plötzlich ohne Oberhaupt, das König Ludwig III. für die bayrischen Katholiken war, wie der Kaiser in Berlin für die deutschen Protestanten.

„Weil doch einmal Blut fließen muss, bevor wieder Ordnung kommt“

Hatte der Kardinal das auch den Studierenden in der Rhaetia gesagt, und damit den „Grafen“ Anton Arco auf Valley zur Tat aufgefordert? 
Die Propaganda-Lüge der Dolchstoß-Legende hatte, verbreitet über Kardinal Faulhaber und in der Burschenschaft Rhaetia, auch in der Thule-Gesellschaft und deren Vorträgen, ihrer „Sport-Zeitung“  und allen Münchner Zeitungen, sicher mitgewirkt, die Stimmung war durch Adel, Banken und aus dem Kreig zurückkehrende Militäs aufgeheizt.
Die Adelstitel waren mit der neuen Verfassung abgeschafft, aber der Militarismus mit seiner damals weitgehenden adeligen Führung hielt sich natürlich nicht daran, fühlte sich von dem „dahergelaufenen Juden und Bolschewisten“ in der Ehre gekränkt, dazu hetzte die bürgerliche Presse, er habe seine ostjüdische Verwandtschaft in Ämter gesetzt und etliche Lügen mehr, er heiße in Wirklichkeit Kosmanowski etc …

Den Menschen der Jahre 1919 sagte das weit mehr, als wir heute wissen:

Der langjährige Redakteur des Vorwärts hatte ja zuerst auch noch der Propaganda geglaubt, dass Russland hinter dem Ausbruch des Krieges stand, weil sie mit Serbien verbündet waren, und die ganze komplizierte Geschichte der Bünde und Verträge und Nichtangriffs-Pakte verwirrte unsere pubertären Gehirne und machte die Geschichte des Adels und der Könige, dann auch der Politiker unheimlich kompliziert.Eisner-Begräbnis Eisner-Begräbnis

Dabei wusste damals jeder halbwegs gebildete, und es stand ja auch in den Zeitungen: Der Kaiser ließ seit Jahren aufrüsten, eine Flotte bauen, dafür gab es extra eine Sektsteuer (die es bis heute gibt), um den Beitrag der national Denkenden reichen Deutschen einzusammeln.

Es sollte um Kolonien gehen, kirchlich gesprochen, um „Mission“ der Heidenkinder, und es ging schon mit unvorstellbaren Verbrechen gegen „die Wilden“ und „unseren Helden“ wurden bis heute stehende kaiserliche Denkmäler errichtet.

Kurt Eisner hatte aber durch die damaligen Pressedienste mehr erfahren, und die Ermunterungen zum Krieg durch die Diplomatie kennen gelernt: Ab da war er gegen die Zustimmung zu weiteren Kriegskredite und 1917 bei der Gründung der USPD, aus der sich später die Spartakisten abzweigten. Eisner-Mordstelle-Bodendenkmal, im Hintergrund die Frauentuerme

Gedenken an Kurt Eisner:

Di 21. Februar 2023 um 11 Uhr

am Ort seiner Ermordung in der Kardinal-Faulhaber-Straße

– am Ort seiner Ermordung – an Kurt Eisner, der u.a. sehr für die Beendigung des 1. Weltkrieges gekämpft hat. Michaela Dietl wird uns mit Friedensliedern begleiten.

Zur Veranstaltung haben wir heute eine Presse-Erklärung veröffentlicht, die wir Euch hier schicken:

 Die Waffen nieder!

Feuilletonisten werden schreiben: « …schön, dass es sie gab, die Suttner, den Remarque, den Borchert ». Oder « Menschen wie den Kurt Eisner…. ». Aber heute, in die Wendezeit, da passt das nicht mehr so recht. Pazifismus geht nur noch bewaffnet. Pazifistische Waffen, die Frieden schaffen.

Der wahre Pazifist sitzt heute im Leopard. Und überhaupt, die haben ja angefangen. Vorher war doch alles friedlich und schiedlich. Zumindest vor der Haustüre. Meistens wenigstens. Und die Pazifistin für Kriegsdiplomatie wusste schon, was auf sie zukommt. Sie trug Kriegsmode, bevor er überhaupt richtig los ging. Bravo! schreit die atlantische Brückenpresse, sowas stottert unbedarft sein Credo, gelernt in Engelland.

 

Der, die, das Pazifist weiß heute endlich, was gut und böse ist. Das goldene Kalb im Westen und der blutige Bär im Osten, hie Glückskind, da Oligarch und hinter den sieben Bergen die Chinesen. Das geht nicht gut, das musste ja krachen. Nicht zwischen oben und unten, sondern zwischen denen und uns.

Nichts geht gut, auch links nicht und grün schon gleich gar nicht. Die Melnykisierung kennt keine Parteien mehr, nur noch Brandherde, die mit Treibstoff gelöscht werden wollen. Keine Angst, sowas überschreitet keine Grenzen und dem Merz ist vor Atomarem nicht bange. Eigentlich ein Manöver in Echt. Und jeder kann mitreden bis hinein in die letzte Schraube des abwehrerprobten Patrioten.

 Die Waffen nieder? Das ist Kriegshetze, der Spruch der fünften Kolonne Putins. Erst wenn der vor ein Kriegstribunal gezerrt wird, das die friedfertigen Amis nie anerkennen wollten, wird verhandelt, wo gelöscht und wo aufs Neue gezündelt wird.

Kurt Eisner, wir gestehen am Jahrestag Deiner Ermordung, es ist wieder einmal zum Kotzen. Aber es gibt sie schon noch, die sich an Dich erinnern und in die Zukunft mitnehmen, dann, wenn sie wieder abflaut, wenn es uns gelingt, sie einzudämmen, diese Welle der Panzerpazifisten.

Übrigens schreibt Heribert Prantl in seiner Kolumne am 10. Februar 2023: „Das Wort Frieden und der Aufruf zu Verhandlungen ist aber keine Distanzierung von der Ukraine, sondern eine Distanzierung vom Krieg“.

Herzliche Grüße, Das andere Bayern e.V. www.dasanderebayern.de

Kurt Eisner in München erschossen! 21.2.1919

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