Im Sinne einer Extra-Eigenbeteiligung machte die Projektleiterin drei Nachmittags- Fortbildungsveranstaltungen für LehrerInnen sowie investierte sie viel Zeit in Organisation und Durchführung der Ergebnisse der künstlerischen Arbeiten der Kinder im Jugendzentrum Neuperlach.

Das Projektziel war:

Kinder aus der Trabantenstadt Neuperlach treten in den Dialog mit der Natur ein, erfahren wichtige Aspekte über gesunde Ernährung, wie Biolebensmittel hergestellt werden, und woher das gute Wasser von München stammt.
Dieses Lernen wurde mit künstlerischen Ausdrucksmitteln und einem künstlerischen Tun der SchülerInnen erleichtert.
Die Klassengemeinschaft wurde durch diese kreative Tätigkeit gestärkt und die Persönlichkeitsbildung mit ökosozialen Themen (s. oben) verknüpft.

Zielgruppe
Migrantenkinder aus Neuperlach, ausgesucht in Schulklassen, die einen hohen Anteil an ausländischen Familien haben, und Mädchen, die aufgrund der finanziellen Situation in der Familie und aufgrund deren soziokulturellen Situation nicht soviel Möglichkeiten haben, aus ihrem „Mileu“ herauszukommen.
Weiter wurde in Vorabsprachen engagierte LehrerInnen ausgesucht, die interessiert waren, im Schulunterricht, mit den neuen Erfahrungen, das Thema Agenda 21 zu vertiefen.

Informationen zum Projekt und Projektverlauf

Nach einer Vorbesprechung in der jeweiligen Klasse gab es dann die eigentlichen Lernerfahrungen in der Umgebung vom Mangfalltal (und dortigen unterschiedlichen Stationen, wo das Münchener Wasser herkommt), ein Ausflug zum Biohof Wallenburg sowie künstlerisches Arbeiten zum Thema im Artehof (Natur-Kunst-Atelier) im Mühltal an der Mangfall.

Die Wanderungen zu den unterschiedlichen Wasser-Stationen vertieften direkt am Ort Unterrichtsthemen wie: Baum-Wald-Wasser oder Wald-Erde-Kreislauf des Lebens.
Beim Ausflug zum Biohof Wallenburg wurde das Thema: Regionale Produkte und Gesunde Ernährung, das Thema biologische Landwirtschaft inkl. Tierhaltung.

Während der Sitzungen im Artehof modellierten Kinder Objekte aus gesammeltem Ton aus dem Mangfalltal, oder sie malten Bilder mit selbst präpariertem Sand und Pigmenten, es wurden sehr interessante Naturmasken hergestellt, wie Skulpturen aus Baumstämmen geschnitzt und bemalt, Schmuck aus Tonperlen oder Kieselsteinen hergestellt.

Allen Gruppen wurden die wilden Wasserquellen, urige Waldwege, Tuffsteinhöhlen und verzaubernde Kieselsteinufer des Mangfalltals gezeigt.
Die Gruppen durften mit Ökoprodukten aus dem regionalen Bauernhof eine üppige Mahlzeit zubereiten und lernten dabei einfache, gesunde Rezepte kennen.

Sie fanden im Garten des Artehof unterschiedliche Kräuter und Blumen, fanden großen Spaß am Blumenbinden, Kräuterbutter zubereiten und daran, mit selbst gesammelten Pfefferminzblättern das frische Wasser der Mangfall noch köstlicher zu machen.
Es fand, ganz im Sinne des nachhaltigen Lernens ein Lernen „mit allen Sinnen“ statt, das in den Klassen von den beteiligten LehrerInnen intensiv vertieft wurde.

Auswertung:
Diese intensive Lernerfahrung in Theorie und Praxis wurde von den LehrerInnen für die Klassengemeinschaft als ausgesprochen fruchtbar gesehen.
Individuell erlebte jedes Kind auf seine bestimmte Art die Nähe zu Bäumen, Erde, Wasser, Feuer, Tieren oder Pflanzen.
Speziell bei der kreativen Arbeit, der Bearbeitung der gemachten Erfahrungen waren die Kinder sehr engagiert.

Für viele der jungen TeilnehmerInnen war das tatsächlich der erste Ausflug in die Natur, das erste Mal, dass sie einen Bauernhof besuchten und selbst die leckeren Paprikas beim Bauern ernten durften, „direkt von der Pflanze“, oder frische Milch zu trinken.
Aber, man muss auch erwähnen, dass nicht alle begeistert waren vom Stallgeruch, viele ekelten sich vor den Komposthaufen – bis sie später ihre Meinung änderten als sie den schönen weichen Humus anfassten, der daraus entstand.
In diese kostbare Erde durften sie für zuhause Kresse oder Blumensamen säen.

Weil Kinder aus so verschiedenen Nationen beteiligt waren, war ihre Verarbeitung sehr unterschiedlich. Manche hatten beim Sammeln von Ton und Erde Kommentare wie: „Bei uns werden die Häuser mit Lehm gebaut“ (Afghanistan), „mein Onkel hat einen Ziegenstall aus rotem Lehm (Irak), unser Ton ist gelb (Libyen), „unserer ist weiߓ (Vietnam), ein Junge aus Kolumbien sagte: „ Meine Verwandten machen Wasserkrüge aus Ton“. – Themen, die sie als „coole Jungs und Mädchen“ sonst doch nie ansprechen – und auch nicht danach gefragt werden.

Am intensivsten wurde die Erfahrung mit dem Wasser ausgedrückt. Hierzu kamen Kommentare wie: „Bei uns wird das Wasser in Tonkrügen gekauft, in unserem Dorf kommt das Wasser nicht aus einem Wasserhahn“ (Togo), die Zwillinge aus Vietnam erzählten: „Bei uns sind die Flüsse so schmutzig, es wäre unmöglich aus denen Trinkwasser zu gewinnen“.
Eine große Überraschung war, „life“ zu erfahren, dass das Münchener gute Trinkwasser direkt aus dem schönen Mangalltal kommt und sehr gut zu trinken ist – und man dafür kein Wasser aus Plastikflaschen kaufen und schleppen muss.

Viele Kinder beschwerten sich aber auch, dass ihre Beine vom vielen .Laufen weh taten, oder, dass sie nicht gut atmen konnten, weil das „wandern doch so anstrengend“ ist. Auch beim Gestalten mit den Händen waren nicht wenige zuerst sehr ungeschickt und konnten anfangs auch mit den einfachsten Werkzeugen nicht umgehen.

Erfahrungen für die LehrerInnen:
Sie erlebtenneue Lern- und Umgangssituationen durch die Situation in der freien Natur mit den Kindern und einen Respekt gegenüber dem künstlerischen Gestalten und freiem Ausdruck-Geben der Kinder. Da sonst der Unterricht nur in den eingeteilten Fächern üblich und möglich ist, erlebten sie durch die Verbindung von Natur, Kunst, der Zubereitung von Essen vom Biobauern etc. als eine große Bereicherung.

Fortbildung von LehrerInnen als weiteres Ergebnis dieses Projekts:
Auf die Anregungen der am Projekt beteiligten LehrerInnen, machte die Projektleiterin, Frau Monge zwei Fortbildungsveranstaltungen mit LehrerInnen, um diese Modellform einer zeitgemäßen Umweltpädagogik an diese weiterzugeben, damit solche Elemente verstärkt auch an den Schulen umgesetzt werden kann. Ein wichtiger Beitrag zur Vertiefung dieses Projekts.

Der „krönende Abschluss“ war die zeitaufwendige Organisation und Durchführung der Ausstellung im Jugendzentrum Neuperlach. Eltern, Freunde, andere LehrerInnen wurden zur dortigen Vernissage vor Weihnachten eingeladen. Die beteiligten Kinder zeigten darin ihre Gedichte und Aufsätze zum Thema, Holzskulpturen und Masken, bunte Bilder und Fotografien—die einen guten Einblick in dieses erfolgreiche Projekt gaben.
Leider konnte aus technischen Gründen Teile o.g. Ausstellung nicht im Foyer des Referats Gesundheit und Umwelt gezeigt werden.

Als Teil dieses Berichts, um einen visuellen Einblick zu vermitteln, dient der elektronische Bericht mit Fotos von den Aktivitäten der Kinder und deren „Produkte“.
Kapuzinerkresse
Fazit:
Es handelte sich um ein sehr erfolgreiches, erstes Pilotprojekt dieser Form mit Kindern aus Neuperlach.
Die von den gemachten Kindern gemachten Erfahrungen werden an der Schule vertieft, die Kooperationen mit dem Jugendzentrum haben sich vertieft.
Das Projekt erfüllte die Grundprinzipien des globalen Lernens/nachhaltiges Lernen, es ermöglichte nicht eine abstrakte Wissensvermittlung von Umwelt, Biolandwirtschaft, sauberes Wasser etc., sondern ermöglichte ein Tun (in den Veranstaltungen und jetzt auch verstärkt zuhause).

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