Als in den fünziger und sechziger Jahren die junge liberale bildungspolitische Sprecherin und Abgeordnete Hamm-Brücher im Landtag gegen die Prügelstrafe an den Schulen sprach, führten sich konservative Abgeordnete auf: „Eine Watschn hat noch Keinem geschadet!“ Es sollte bis in die 70er Jahre dauern, dass „körperliche Züchtigung“ abgeschafft wurde.
Hildegard Hamm-Brücher: Und dennoch…: Nachdenken über Zeitgeschichte, Erinnern für die Zukunft – Eine kompakte Darstellung der pädagogischen Rückschritte in Bayern
Die Verarbeitung der Schäden, im Prinzip oft direkte Folgen des 3. Reiches, das unsere Väter und Mütter zu Grobianen und Duckmäuschen deformiert hatte, wie es mein Straßen-Nachbar Andreas Altmann in seinem Buch „Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend“ beschrieben hat (jetzt auch als Piper-Taschenbuch).
Die sadistischen Lehrer und unser „ehrenwerter Rektor Burger“ waren angesehene Leute in der Kleinstadt, und sie boten uns mit den heimatlichen Gefängnissen der Kindheit genug Abschreckung für’s Leben, und mancher wie Reinhard Pillock brachten sich schon frühzeitig um.
Keiner meines Einschulungs-Jahrgangs 1960 hat ein Klassentreffen organisiert, keiner will sich freiwillig erinnern. Zu schwer liegt die Scham über die erlittene Qual über den schönen Anteilen, die uns der alte Wallfahrtsort geboten hatte.
Altötting blieb über die Jahrzehnte von den konfessionellen Strukturen geprägt, die durch die Gemeinschaftsschulen abgelöste werden sollten, und das hieß auch: Schweigen über den Sadismus von Kaplänen, beichten und beten … oder verschwinden.
Natürlich konnte man auch so weiter machen: Schafkopfen, heimlich dies oder das, aber bloß nichts aufdecken, was da unter den alten Talaren gewesen war, wie die versteckten slowakischen Faschisten-Priester und Judenmörder … Rattenlinien der frommen Antikommunisten bis Argentinien, Chile und Peru, auch als Mission …
Neueste Kommentare