Wie uns Mitglieder der „Fundacja Rownosci“ („Stiftung für Gleichberechtigung“) berichteten, sei M. schon mehrfach auf offener Straße bedrängt und überfallen worden. Das Opfer, das selbst nicht
schwul ist, habe in der Vergangenheit aktiv den Warschauer CSD unterstützt. „Die Art des Angriffs muss als ein gezielter Mordversuch angesehen werden“, habe der behandelnde Arzt erklärt.

Die Täter seien auf den Betroffenen zugetreten und haben ihn mit den Worten „schwule Sau“ angegriffen. Während einer der Täter M. Tränengas ins Gesicht sprühte, habe der anderer mit einem etwa 30 cm langen Messer auf den Rücken des Opfers eingestochen. Die Lunge wurde durchstochen und das Herz nur knapp verfehlt. „Nur durch ein Wunder hat er überlebt“, habe der behandelnde Arzt erklärt.

Im Moment befinde sich der Schwerverletzte nach einer Notoperation auf der Intensivstation eines Warschauer Krankenhauses. Seinen Zustand sei von den Ärzten als mittlerweile stabil bezeichnet worden.

Mit Entsetzen reagieren die schwullesbischen Szenen in Polen auf den Anschlag. Die Täter werden in Kreisen der rechtsradikalen Gruppe „Warschauer Neufaschisten“ vermutet. Das rechtsextreme Internetportal „Redwatch“ (www.redwatch.info/sites/warszawa.htm) weist seit über einem halben Jahr unter dem Titel „Erinnert Euch an die Orte und Gesichter der Rassenverräter; sie alle werden für ihre Verbrechen büßen“ Namen, Personenbeschreibungen und auch Adressen von u.a. bekannten Personen der schwullesbischen Szenen aus, ohne dass Polizei und Staatsanwaltschaft bisher auf Anzeigen der Betroffenen reagiert hat.

Auf dem Portal werden auch Fotos, Personenbeschreibungen und Adressen von Antifaschisten, Ökologen, Wissenschaftlern und linken Journalisten veröffentlicht. Unter den aufgeführten Personen befinden sich u.a. der Vorsitzende der „Fundacja Rownosci“ („Stiftung für Gleichberechtigung“), Tomasz Baczkowski, und der Vorsitzende der KPH („Kampagne gegen Homophobie“), Robert Biedron. Beide Organisationen sind Anti-Gewalt-Projekte und Partnerorganisationen von Maneo.

Tomasz Baczkowski weist darauf hin, dass neben den Organisationen
„Blood & Honour“ auch Mitglieder von „M³odzie¿
Wszechpolska” (Allpolnische Jugend), der Jugendorganisation der
polnischen Regierungspartei „Liga der polnischen Familie (LPR)“
an der Veröffentlichung der Seite beteiligt ist. Diese Organisation wird
als rechtsextremistisch bezeichnet. Der derzeitige Bildungsminister Polens,
LPR-Chef Roman Giertych, ist der Begründer der 1989 neuorganisierten
„Allpolnischen Jugend“. Seine Partei machte schon als
Oppositionspartei mit Hasspropaganda gegen Homosexuelle auf sich
aufmerksam. So habe er seine Jugendorganisation gelegentlich mit dem Ruf
„Schwule ins Gas“ demonstrieren lassen. „Hetztiraden gegen die EU,
gegen Linke, Liberale, Schwule oder missliebige Künstler zählen zum
Standardrepertoire der Partei“, berichtete kürzlich der Berliner
Tagesspiegel.

Mit großer Sorge beobachtet Maneo die Tatenlosigkeit der polnischen
Polizei. „Wir haben die Veröffentlichungen unserer Fotos der Polizei
bereits vor einem halben Jahr angezeigt, ohne dass die Polizei darauf
reagiert hat. Wir sind zu unserer Anzeige noch nicht einmal angehört
worden“, so Tomasz B¹czkowski. „Die schwullesbische Szene steht
unter Schock. Dies ist nicht nur ein Anschlag gegen eine Person, dies ist
eine Anschlag gegen unsere gesamte Bürgerrechtsbewegung“, berichtet
Tomasz B¹czkowski weiter. In einer von der Stiftung verbreiteten
Erklärung heißt es: „Es ist höchste Zeit Stopp zu einem politischen
System zu sagen, in dem die höchsten Ämter im Staate von Personen
bekleidet werden, wie mit z.B. Wierzejski und Giertych, die mit einer
rechtsradikalen Weltanschauung sympathisieren und Hass gegen Andersdenkende
schüren.“

Maneo, Berlins schwules Anti-Gewalt-Projekt, ruft deshalb gemeinsam
mit seinen polnischen Partnerorganisationen, der KPH – „Kampagne
gegen Homophobie“ und „Stiftung für Gleichberechtigung“,
und mit seiner französischen Partnerorganisation
„SOS-Homophonie“ zu öffentlichen Protesten gegen polnische
Politiker auf, die Homosexuelle als „Kinderschänder,
Geheimdienstagenten und Dorgenmafiosis“ bezeichnen und ihnen Gewalt
androhen. „Wenn die einmal den Knüppel zu schmecken bekommen, werden sie
nicht wiederkommen. Der Schwule nämlich ist von der Definition her feige“,
hatte Roman Giertych am 11.Mai 2006 der polnischen Tageszeitung „Zycie
Warszawy“ erklärt. „Gemeinsam mit unseren polnischen und
französischen Freunden rufen wir zu einem Ende der Hasspropaganda gegen
Homosexuelle in Polen auf. Der jüngste Anschlag kann geradezu als eine
Folge dieser gesellschaftlichen Stimmung angesehen werden. Alle
gesellschaftlichen Bereiche in Polen sind aufgefordert, sich aktiv der
Hassgewalt und der Diskriminierung von Minderheiten entgegen zu
stellen“, so Bastian Finke, Maneo-Projektleiter.

Maneo zeigt sich über den Vorfall betroffen. Unsere Anteilnahme gilt
den Familienangehörigen sowie den Freunden des Opfers. Wir sind über die
derzeitige Entwicklung zutiefst besorgt, zumal zum Warschauer CSD viele
Freunde auch aus Berlin und Deutschland anreisen werden.

Am 20. Mai 2006 findet eine Demonstration von Freunden des Opfers und
Mitgliedern der antifaschistischen Bewegung an der Kolumna Zygmunta
(Siegesmund-Säule) am Schlossplatz in Warschau statt.

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° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° Maneo – Berlins schwules
Anti-Gewalt-Projekt
c/o Mann-O-Meter e.V.
Bülowstraße 106
10783 Berlin
(Beratung) 030-2163336 – täglich 17-19 Uhr
(Büro) 030-21753213 – Mo. 14-16 Uhr, Do. 11-13 Uhr
Fax: 030-23638142
Home: www.maneo.de Bankverbindung:
Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 100 205 00
Konto-Nr. 312 60 00 – Stichwort: „nicht-senatsgeförderte Opferhilfe“
Wird eine Spendenbescheinigung gewünscht, so bitten wir um
Benachrichtigung! Mitglied im „Arbeitskreis der Opferhilfen in der
Bundesrepublik Deutschland e.V. (ado)“,
im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV), LV Berlin,
gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und
Sport

Stephan Cooper
Karl-Stieler-Str. 2

12167 Berlin

Tel.: 030 796 2874
Fax: 030 796 5340

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