und doch ganz im hier und jetzt, verbunden mit der vergangenheit …
ein trialogisches system, die zeit- und energieräume wahrzunehmen.
tatort zukunft: beteiligungsmethoden entwickeln
Einladung zur Mitarbeit: TATORT ZUKUNFT –
Wessen Zukunft sollen wir bekommen?
Die Zukunft des globalen Kapitals?
Die Zukunft der einen oder anderen Partei?
Die Zukunft des eigenen Staates, Volkes, oder die Europas?
Carl Amery hatte in seinem Brief an den Bundespräsidenten Horst Köhler von der Durchführung von Zukunftswerkstätten geschrieben, und als Köhler ihn dann in München besuchte, die Vorschläge der E.F.Schumacher-Gesellschaft eingebracht: So was wie Zukunftskonferenzen von alternativen Nobelpreisträgern, Weltzukunftsrat.
Ich war enttäuscht. Die Hoffnung, dass dabei Robert Jungks Gedanken aufgenommen würden, war wohl zu blauäugig: So basisdemokratisch, bürgernah denken Promis nicht.
Dann folgte die Tagung „Die Alternative“ des „Right Livelihood Award“ im Goethe-Forum in München, und die Gründung des World Future Council wurde angekündigt, bei dem auch ein Drittel der Sitze an Jugendliche vergeben werden sollen.
Für die weltweiten Aufbruchsbewegungen wird das sicher ganz spannend, aber eine breite Beteiligung sehe ich auch hier nicht. Avantgarde und Wissenschaft gehen voran.
Wie kann Bürgerbeteiligung entstehen?
Die Rechte der Mitwirkung an der Zukunftsplanung müssen wohl erst erstritten werden, sonst wären sie auch wenig wert: Ehrenamt und Bürgerdienste werden uns grade wieder gerne angetragen, aber nur zur Rettung der gekürzten sozialen Strukturen, nicht um dabei Mitsprache und Rechte zu erlangen. Bei allem persönlichen Gewinn an Erfahrung und den Möglichkeiten zur Abrundung der eigenen Biografie sollte aber die Frage der Beteiligung nicht übersehen werden, sonst stehen langfristig Kränkungen der Fremdbestimmung, wie oft schon im Arbeitsverhältnis erlebt, ins Haus.
Das ist eine Start-Möglichkeit: Wo ich engagiert bin, hab ich auch Rechte der Mitwirkung. Kommunen, die diese Ebene der Bürgerbeteiligung ernst nehmen, bekommen eine Kraft der Innovation, wie sie in manchen Orten die Gruppen und Netzwerke der AGENDA 21 einbringen: Erneuerung der Stimmung im Ort bis zur Schuldenfreiheit, zur Übernahme des Stromnetzes, der gesamten Struktur, statt Ausverkauf an angeblich geldbringende steuer-tricksende internationale Investoren.
Aber auch dafür fehlt bei Vielen die Grundvorstellung, die schon 1848 bei manchen schon weiter entwickelt war: Bürgerbewusstsein, das nicht von Obrigkeit, Schicksal und Fügung beherrscht, sondern aus dem gemeinsamen Tun die Freude für Engagement schafft.
Die regelmässigen Bewegungen gegen das geschäftliche Unrecht, das uns per Diktaturen, Multis, Menschenrechtsbewegungen und Rüstungsgeschäften bewusst gemacht wird, sind als „Ein-Punkt-Bewegungen“ sehr lose in den Städten gestreut, und die damals gesammelte Kraft der Grünen Partei ist nicht zur Bewegung geworden, eher zeitweise Stellvertretung.
Zukunftswerkstatt ist aber nicht eine Sache der Stellvertretung:
Die Sachen selber in die Hand zu nehmen, heisst auch, die Bestimmung über die Entwicklung weiter zu behalten. Als ModeratorInnen erleben wir natürlich viele Themen, die wir ins Leben begleiten, und bei manchen dannnach Jahren, wie eine Bewegung, eine Einrichtung sich entwickelt hat. Natürlich auch manchmal das Gegenteil: Daß sich eine Gruppe schnell auflösen kann, wenn es konkret wird, wenn Einzelne das Regiment übernehmen, ihre Interessen durchsetzen. Aber Begleitung wäre eine weitere Vereinbarung.
Zukunftswerkstatt konkret
Eine Zukunftswerkstatt braucht im Allgemeinen etwa zwei bis drei Tage, damit die Beteiligten auch tatsächlich fundierte Kommunikation und „gefühlte“ Utopien entwickeln.
– braucht eine Einladung
Eine Gruppe oder Einrichtung macht sich daran, die Moderierenden einzuladen und den Bedarf in einer Einladung zu formulieren, Räume und Grundversorgung, Finanzierung zu organisieren und sich am Besten auch schon für positive Auswirkungen bereit zu machen.
– eine Gruppe – die Teilnehmenden
Wir arbeiten meist mit thematisch orientierten Kleingruppen, je Gruppe können auf Tagungen Begleitende die Dokumentation und Präsentation mit übernehmen. Wir haben Werkstätten mit fünf bis hundertzwanzig Teilnehmenden moderiert, in den kleinen Gruppen organisieren diese ihre eigenen Interessen, wenn wir sie dazu anleiten.
– drei gleich – wichtige Schritte
Nach der Eingrenzung des Themas folgen in unserem Konzept drei aufeinander bezogene Schritte, die gleich wichtig sind und denen wir die gleiche Zeit und die gleiche Aufmerksamkeit widmen:
Analyse, Kritikphase – Wahrnehmung
Die Kraft der Werkstatt entsteht aus der möglichst konkreten Fassung der problematischen Realität, die ja auch die Energie bindet und bisher ertragen wird.
Utopie, Träume, Ideen – Phantasie
Von den persönlichen Träumen zur gesellschaftlichen Bedingung für alle, gut und gesund zu leben: Nur zu bewältigen, wenn alle ihren Beitrag einbringen können.
Strategie, Umsetzung – Konkretisierung
Jetzt wieder konkret werden und realistische Vereinbarungen treffen, andere Fachleute einbinden und den Kreis der Aktiven offen halten für Neue …
Vorgehen auf unserer Tagung:
Raum für Erfahrungsaustausch und Erinnerung schaffen
In Runden zum Ankommen können die Praktiker ihre Erlebnisse der letzten Jahre reflektieren, können Neue durch ihre Nachfragen einen Eindruck bekommen, was in einer Zukunftswerkstatt möglich wird.
Nur Bewusstsein für Geschichte gibt Zukunft
Wir werden in der Tagung das Zurück- und Vorwärtsdenken üben, woraus auch die Geduld und Kraft für neue Projekte wachsen kann: Wie haben sich die Entwicklungen seit der Zeit der Friedensbewegung verändert, wer erinnert die Zeit der Bewegungen vorher, ihre Arbeitsweisen?
Open Space
Auch wir Moderierenden müssen nicht immer moderieren: Im Open Space können wir Vertrauen üben und zusehen, wie Räume für Mitwirkung und Demokratie neu entstehen, wenn wir nur die Ruhe, Zeit und Konzentration dafür aufbringen und herstellen.
Partizipative Arbeitsweisen liegen im Trend
Von der Moderation bis zum Partizipativen Haushalt sind unsere Themen im Gespräch, aber auch viele Verfälschungen und beschönigende Beschreibungen trüben das Bild: Wo entstehen tatsächlich Mitwirkungs-Räume, wo sind es nur Versuche, andere vor den eigenen Karren zu spannen, für die nächste Sparpolitik verantwortlich zu machen?
Wie enttarnen wir angebliche Dialoge, die doch nur inszenierte Monologe sind, welche Kriterien brauchen wir für Beteiligungsverfahren, die den Titel verdienen?
Beispiel Legislatives Theater
„Die da oben“, sagen alle, die Kinder geblieben sind, früh resigniert haben.
Wir übernehmen Verantwortung, sagten viele BrasilianerInnen, die sich gemeinsam an die „Radikalisierung der Demokratie“ gemacht haben. So, wie der Beteiligungshaushalt in Porto Alegre, der von der engagierten (Minderheits-) Arbeiterpartei PT und ihrem Bürgermeister in der fast bankrotten Stadt zu einem weltweit beachteten Aufschwung geführt hat: Sie konnten sogar die Steuern erhöhen, um die Stadt in Schwung zu bringen.
Der Grundgedanke der Radikalen Demokratie zieht sich auch durch das Legislative Theater, das Augusto Boal in seiner Amtszeit als Vereador, Stadtrat – oder besser gesagt Senator – der (14-Mio-) Stadt Rio de Janeiro in den Jahren 1990-1996 entwickelte: Seine Theater-Gruppe, die er als Mitarbeitende anstellen konnte, entwickelte mit Gruppen in der Stadt deren Szenen, welches Unrecht, welchen Mißstand sie beseitigen wollen.
Zuerst stellten sie diese Themen einander in kleinen Festivals vor, dann der Bevölkerung, mit der Aufforderung, diese Szenen, wie im Forum-Theater üblich, zu verändern. Die Änderungsvorschläge werden von einer Fachgruppe zu Gesetzesvorschlägen formuliert, und obwohl in der Minderheit, setzte die Patei 13 davon um, manche hatten langfristig Auswirkungen auf die Bundespolitik.
Das kann auch bei uns von den Veränderungen in der Schule und im Gesundheitswesen, von Sparzwängen und Kürzungen, von Globalisierung und sonstigen Bevormundungen in der Politik handeln.
Die Schritte zum Legislativen Theater
1. Eine Gruppe definiert ihr Thema: Was wir verändern wollen.
2. Das Unrecht der bisherigen Situation wird in klaren Forum-Bildern deutlich gemacht.
3. Die Gruppe zeigt die Szenen den jeweiligen Beteiligten / Verantwortlichen, aber auch KollegInnen, Nachbarn etc., um die Szenen zu verbessern und um die ersten Reaktionen zu notieren, bis
4. klare Gesetzesvorschläge zur Veränderung der Unrechts-Situation entstehen. Das beinhaltet natürlich auch den möglichen Weg zum zuständigen Gremium in der Stadt- / Landespolitik.
5. Die Szenen werden den Betroffenen und den Verantwortlichen so lange vorgestellt, bis die politische Situation verändert ist.
Ausführlicher auf der Homepage http://home.arcor.de/letsch/cto-rio.htm oder im Buch »Legislative Theatre« (in English) bei Routledge, London 1998 sowie im Forum zu partizipativen Arbeitsweisen http://www.fritz.forumservice.de/ sowie mit Boal in Linz 2004 http://home.arcor.de/letsch/linz2004.htm
Ziele unserer Tagung
Die offiziellen Reden sind nicht das Wichtigste, auch wenn dafür noch PartnerInnen wie den Global Marshall Plan und Kuratoren des „Alternativen Nobelpreises“, des Right Livelihood Award gewinnen wollen. Beteiligung ist auch hier: Nicht der Blick „nach oben“.
Teilnehmende können Hilfen zu klärenden Methoden finden
Interessierte können die verschiedenartigen Einsätze der Methode Zukunftswerkstatt, wie sie Robert Jungk konzipiert hatte, in den vielfältigen Anwendungsbereichen erleben.
Wir werden Elemente für heutige Utopien austauschen
Die Moderierenden werden austauschen, wo sie begeisternde Ideen und neue Reaktionen auf die Methoden erlebt haben, wo ihre Befürchtungen, Hoffnungen und nächsten Schritte liegen.
Zukunftsträchtige Kräfte identifizieren
Gemeinsam werden wir herausfinden, was die Einzelnen in ihrer Arbeit trägt, und was uns im Blick auf die internationalen Bewegungen anspornt, den Genuss der gemeinsamen Arbeit weiterzuverbreiten.
Wir wünschen eine gute Zeit in der ökologisch orientierten Evangelischen Akademie im zukunftsträchtigen Bad Boll!
fritz letsch theater gestalt pädagogik moderation
links:
http://fritz-letsch.de
http://www.fritz.forumservice.de/ … zukunftswerkstätten
http://home.arcor.de/letsch/tatort-zukunft.htm
Neueste Kommentare