Aufwachsen im Widerspruch:
Growing up absurd: Paul Goodman brachte es auf den Punkt
Sein Buch „Growing up absurde“, in deutsch als „Aufwachsen im Widerspruch, über die entfremdung der jugend in der verwalteten welt“ in den 60er Jahren im verlag der darmstädter blätter erschienen, beschreibt die Widersprüche zwischen den idealistischen Ideen und den brutalen Situationen, die das amerikanische, die auch unser Schulsystem scheinbar mühelos meistert.
Mühelos? Nein. Notfalls gewaltsam.
Die 50er Jahre waren in Deutschland Wiederaufbau in zweierlei Richtung.
Zerstörte Städte und zerstörte Strukturen, auch der „Staatspartei“.
Im Osten eine andere Ordnung und Idee, im Westen bald wieder die alte Seilschaft.
Die neue Machtstruktur unter Adenauer verharmloste, verschwieg, deckte, baute den Geheimdienst und bald darauf die Bundeswehr mit alten Reichswehrkräften auf, mit einer Justiz, die sich selbst von allen Verbrechen freigesprochen hatte, „das was doch alles die SS“.
Goodman beschreibt die Jugend seiner Zeit in den USA: Beatniks, Kriminelle, das Versagen des alten direktiven Schulsystems.
Atom- und Raketenforscher
kamen als „paperclips“ in die USA, die alten deutschen Geheimdienstler brauchte man zum Kampf gegen den Bolschewismus, der kalte Krieg verlagerte die Fronten, bald auch nach Korea, Cuba, Vietnam.
In den Schulen
prügelten uns die alten Nazi-Lehrer, für unsere „geburtenstarken Jahrgänge“ hatte man auch noch einige alte „Fräuleins“ reaktiviert, die noch „Ehelosigkeit“ versprochen hatten, um überhaupt zur Lehrerin studieren zu dürfen.
Wer residierte wohl
in den 12 braunen Jahren am Aspenstein über Kochel? Oskar Maria Graf war vorher schon mal hier, nun die SPD. Mehr ist dort nicht zu erfahren.
In der Mittenwalderstr. 40 in Kochel steht nur ein „W“ am Klingelschild, und nun weiß ich dass mitten in Kochel ein reserviertes Gebiet des Führers gedenkt, und seiner getreuen Förderer und Bankiers: Baron von Finck. Kein Seezugang für Ort, Bürger, Wanderer.
Die braunen Geschichten des Ortes leben noch …
Paul Goodman würde die hier im Kalten Krieg versäumten Aufräumungs-Arbeiten riechen!
Es war der Reichsjugendführer,
der sich den Aspenstein zur Residenz nahm, dem auch die gesamte „gleichgeschaltete“ Wandervogel-Bewegung zugefallen war, doch einige Ortsgruppen der Hitler-Jugend waren auch weiterhin heimlich demokratisch, wie die der
Scholl-Geschwister in Ulm,
die 1937 ein Verfahren wegen „bündischer Betätigung“ bekamen, Hans Scholl eine Anklage wegen §175 dazu, damit alle vor Schrecken (bis heute) den Mund halten.
Sie waren noch selbständig „auf große Fahrt“ nach Schweden gegangen, waren organisiert in der dj1-11: die deutsche jugend 1-11 war ein Teil der bündischen Jugendbewegung, der sich am 1.11.1929 zusammen schloss …
nachkriegsgeschichte der dj schleswig
In den Jugendbewegungen war allerlei demokratisch reformierender Geist unterwegs, bis zu den Arbeitslagern, die zuerst gemeinschaftliche Lern-Strukturen waren, bis sie von den Nazis zu Zwangs-Strukturen missbraucht und umgewandelt wurden.
Heute wird das marode Schulsystem in Bayern
mit aller Gewalt in der ständischen Ordnung aufrecht erhalten, obwohl alle Welt die anderen Fähigkeiten einer inklusiven Erziehung erkannt hat: Leistung, wie im „3. Reich“ bildet in Bayern eine Elite, deren Studiengänge die Wirtschaft mit finanzieren darf.
Die alte ständische Ordnung, akademische lateinernde Oberschicht der Doktoren, Juristen, Theologen, mittlere Verwaltung und Beamtentum, und Arbeiter wie Handwerker: Von Gott und der CSU so gewollt, wird gegen alle modernen Erkenntnisse und mit täglichen Reförmchen verteidigt.
So lassen sich auch die Eltern- und Lehrerverbände gegeneinander ausspielen, und Beamtenrechte, Gehaltsstufen und Pensionsgrenzen versprechen genug Schweigegeld.
Seit den 70er Jahren
gab es mehrere Anläufe, demokratische und selbstorganisierte Lernformen wieder zu beleben, und die Ideen der befreienden Pädagogik von Paulo Freire wurden vom Weltkirchenrat aufgenommen, um in afrikanischen Ländern die Alphabetisierung in Gang zu bringen.
Unsere Oberen loben sich für die Stoff-Fülle, die sie den Kindern eintrichtern, statt sie für ein Leben nach diesem vermeintlichen Wohlstand vorzubereiten.
über die entfremdung der jugend in der verwalteten welt
Was Paul Goodman für die USA der 50er Jahre beschreibt, gilt auch noch für unsere Zeit:
Das Gefühl der Sinnlosigkeit ist der Anfang der jugendlichen Kriminaität – Julian Huxley
Die früh Resignierten
Was damals für Goodman die „Beatniks“ waren, sind heute die „Gängster“ der diversen HipHop-Stile, die tief hängenden Hosen der nachgeahmten Knackis wie die löchrigen Hosen …
Die vorzeitigen Fatalisten
wären heute mit den Opfern der jahrelang verweigerten Integration von Migrierten gleich zu setzen, die nun in subkulturelle Gags und Religiösitäten driften …
Die fehlende Gemeinschaft
„Der Nutzen der Geschichte, pflegte Benjamin Nelson zu sagen, ist, die erfolglosen Bestrebungen der Vergangenheit vor dem Vergessen zu bewahren. Geschichte ist besonders wichtig, wenn jene erfolglosen Bestrebungen uns in der Gegenwart als unerledigte Angelegenheiten plagen.“
„Die verpassten Revolutionen, die wir geerbt haben“ Goodman S. 314
Die heutigen Trends nach Rechts
Was die CSU nun in der AfD rechts überholen möchte: Fremdenangst und Terror-Übungen gegen die Bevölkerung, gehässige Auseinandersetzungen …
NSU
Ausländermorde als Signale aus dem rechten Flügel der Polizei, rassistische Blindheit der Justiz, mühsame Untersuchungsausschüsse in diversen Parlamenten …
Identitäre
neue rechte Bewegungen und alte Seilschaften
Verfassungschutz
geheime Strukturen ohne wirkliche Kontrolle: Der tiefe Staat ganz nahe an den diversen Tätern, zwischen Drogenhandel und Prostitution, Erpressungen und Kinderhandel … Schweigen.
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