Das Ende der Welt, die wir kennen, erleben wir regelmässig, wenn etwas völlig Neues vor uns erscheint, das alte Bewusstseins-Kreise sprengt: Bewusstsein ist ständig in Veränderung, aber nicht immer so bewusst, dass uns die Veränderung spürbar wird.
Paulo Freire nannte seine Arbeit deshalb Bewusstseins-Bildung, die pädagogische Anwendung von eigenem und gemeinschaftlichem Denken in Gruppe, als Forschung und Lernen auf hegelschem (später marxistisch genannten) Hintergrund und mit dem klaren Ziel, die Armut und den selbst erlebten Hunger zu bekämpfen.
Im brasilianischen Nordosten hatte er sich zum Rechtsanwalt empor arbeiten können, aber dann wurde ihm klar, dass die Erziehung für die neue Zeit, das Denken und die politische Veränderung grundlegend ist.
In der Arbeit mit Studierenden an der Hochschule brachte eine forschende Gruppe mit Studierenden dazu, eine Alfabetisierungsmethode zu entwickeln, die in den Semesterferien in den Herkunftsorten der Studierenden sofort anwendbar sein sollte, denn Brasilien erlebte in den 70er Jahren grade eine Demokratisierungs-Phase, in der alle, die Lesen und Schreiben können, zu den Wahlen gehen konnten.
Einige Zeit später, wieder Militätputsch und -Regierung in Brasilien, hatte er, wie Augusto Boal, ins Ausland zu flüchten und arbeitete dann für den Weltkirchenrat, wo er von Genf aus die Alfabetisierung in den französisch sprechenden Regionen Afrikas betreute.
In der Zeit verbreitete sich die befreiende Pädagogik wie die Befreiungstheologie in allen aufgeschlossenen Ausbildungen, im Wind des Aufbruchs und der Hoffnung des Konzils und in Jugendverbänden, die neue Arbeitsformen aufnahmen und in Schulungen von Jugend- und Kinder-Gruppenleitenden und in Fortbildungen für Soziale Arbeit und Pädagogik einbrachten.
Bewegungen an den Hochschulen sammelten sich auch in den Studierendengemeinden der Hochschulen, die in vielen Städten überkonfessionell an Themen arbeiteten: Behinderung, Knast und Kriminalpolitik, Obdachlosigkeit, Psychiatrie und Drogen, befreiende Pädagogik, und in einer Arbeitsgemeinschaft der sozialpolitischen Arbeitskreise entstand ein bundesweiter Verband, der in einem vierteljährlichen Entscheidungskollektiv die Aktionen, Forschungen und Publikationswünsche austauschte.
Bewegungen gingen weiter: Bis heute erinnern sich PädagogInnen an die Auswirkung der Pädagogik der Unterdrückten in den 70er und 80er Jahren auf das Studium auch an deutschen Hochschulen, wo aber fast überall die „marxistischen Lehren“ gründlich ausgetrieben wurden.
So hören noch nicht einmal Theologie-Studierende im Studium von der Befreiungstheologie, und von einer Pädagogik der Autonomie und der Hoffnung wird kaum in deutsch gelesen:
wird noch weitergeschrieben ….
Ein beliebter Unter-Titel im Internet: Seitenweise wollen Leute „Gemeinsam mehr erreichen“, was Burghard Flieger, Bernd Nicolaisen und Rolf Schwendter schon 1995 in der AG SPAK zusammengestellt haben.
Kooperation und Vernetzung alternativ-ökonomischer Betriebe und Projekte war die Ausgangslage, die in Jahrzehnten gemeinschaftlicher Forschung im TAKAÖ, im Theoriearbeitskreis Alternative Ökonomie zusammengetragen worden war.
Bewegungen und kritische Theorie haben einige Schnittpunkte: Die eigene klare materialistische Sicht (im Gegensatz zur idealistischen universitären Beschreibung, wie es sein sollte, z.B. „Mitwirkung in der Demokratie“ und der Austausch zwischen den verschiedenen Professionen und Studienfächern, und eine Annäherung an die Auseinandersetzung mit der Psychotherapie, wie sie in verschiedenen Fachbereichen als Grundlage vermittelt wurde.
Später kamen die Erfahrungen der Psychiatrie- und der Therapie-Erfahrenen zusammen, vor allem, als aus Italien die Blaue Karawane angeregt worden war, dem Blauen Pferd folgend, der Psychiatrie-Auflösung im Süden.
Neueste Kommentare