Die Abbruchmaschinen und Kettensägen zerbröseln auch die demokratischen Illusionen von Zuverlässigkeit, die eine fallende Staatspartei hinterlässt: Bauerntricks und Freunderlwirtschaft werden in der Zeit schön dargestellt:

In kaum einem Bundesland sind die Machtverhältnisse so stabil wie in Baden-Württemberg, die CDU regiert hier seit mehr als 50 Jahren. Das hat etwas Verlässliches, aber darin liegt auch eine Verführung zur Bürgerferne, manche sagen: zur Arroganz.

Auch in den Stuttgarter Medien gab es lange kaum kritische Berichte. Indirekt sorgte die Presse sogar dafür, dass das Projekt am Ende umso entschlossener vorangetrieben wurde.

So geschehen nach dem Tod des Landesvaters Hans Filbinger, den Günther Oettinger in seiner Trauerrede zum Widerständler machte, obwohl er als NS-Marinerichter schrecklich wirkte.

Die Medien schossen sich danach auf ihn ein, und da kam es dem Ministerpräsidenten gelegen, dass die Stuttgarter Blätter vom Bahnhofsumbau noch immer begeistert waren. »Die Stuttgarter Zeitung hat schon lange eine klare Haltung zu Stuttgart 21: Wir sehen das Vorhaben positiv«, schrieb der stellvertretende Chefredakteur Michael Maurer kürzlich in einem Leitartikel.

Und Bruno Bienzle, Urgestein der Stuttgarter Nachrichten, erinnert sich: »Pro Stuttgart 21 – das war die klare Blattlinie.«

Das bittere Erwachen steht uns in Bayern auch bevor: Eine lächerliche CSU, die ihr patriarchalisches Verhalten und das ewige Selbstlob nicht lassen kann …

Quelle: http://www.zeit.de/2010/39/Bahnprojekt-Stuttgart-21

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