20. Oktober 1920 Überfall auf den Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld nach einem Vortrag in München

und 20. Oktober 1934 Polizei-Razzia im Schwulentreffpunkt Schwarzfischer am Unteranger – und ab in’s KZ Dachau!

Man hat es ja nicht wissen können?20-okt-21-Scheel-Schwarzfischer

Die „Hakenkreuzler“, wie die reaktionären Burschen 1920 noch genannt wurden, verroht vom Krieg und gestärkt durch eine rechte Justiz und Polizei, die nach der Niederschlagung der Räterepublik in der Siegermanier die „Roten“ und „Spartakisten“, die „Bolschewisten und Kommunisten“ jagen konnten: Die Schwulen waren dann die nächsten Opfer.

Es hatte sich in Berlin und im ganzen Reich ein großer Bund der Humanisten gegründet, die Frauenbewegung gegen die Bestrafung der Abtreibung hatte Aufklärung und Ärzte im Umkreis, das Leben in der Demokratie fand sich allmählich: Freistaat als Republik und ohne König, auch wenn die autoritären Strukturen geblieben waren: Kirchen und Militär, ständisch getrennte Schulen.

Was heute fehlt:

Schwule und lesbische Verfolgung, bisexuelle und Trans*-Diskriminierung in vielen Ländern und religiös dominierten Kulturen, und das schwierige Coming out, das sich Öffnen mit ihrer / seiner sexuellen Identität in Familie und Beruf in unserer Gesellschaft, nicht nur für migrantische Menschen:

Selbst-Verständlichkeiten sind nicht Klischee

Sich selbst zu verstehen, die eigenen Gefühle und Wahrnehmungen einzuordnen, kann nach Rollenbildern und Vorbildern in Familie, Schule und Umkreis auch nur funktionieren, wenn offen geredet wird. Unsere Kultur des Schweigens zu allen Themen der Sexualität macht es für jedes Kind zum Abenteuer, seine eigene Identität zu begreifen, so weit sie nicht der simplen Hetero-Norm entspricht, oder erst später davon abweicht.

Das Scheitern von Beziehungen, Familien und Lebensplänen, die verfehlte einfache Nachahmung der „vererbten“ Familien-Gewohnheiten und Eltern-Ratschläge im kulturellen und konjunkturellen Wandel wird als privates Schicksal zugewiesen, statt auf unterschiedliche gesellschaftliche Veränderung zu schauen:

Amerikanische und britische Serien und Studien verändern das Denken schneller, als die Restgesellschaft und ihre Medien-Behörden wollen: ARD in CDU / CSU-Hand verteidigen uralte Familienbilder, während in Bezahl-Serien die jungen Leute ihre Beziehungs-Muster mit neuen Begriffen zu begreifen und vermitteln versuchen:

Queeres Leben hat viele Formen: AsexuelleBisexuellehomophileintersexuelletranssexuelle*Nicht-binäre und alle ihre Freund*innen und Beziehungsweisen: was wohl im Szene-Leben auch noch nicht auftaucht, sind die Polyamoren … feiern am 17. Mai IDAHOBIT* https://queer-kunst.blogspot.com/2021/04/wie-vielerlei-liebe-ist-moglich.html  20-okt-21-Schwarzfischer

Kultur des Schweigens könnten wir auch über die Nazi-Beteiligungen in den 50er und folgenden Jahren schreiben, als die Justiz jede Verfolgung der Nazi-Mörder und KZ-Beteiligten als „Beihilfe“ unmöglich machte. In der Zeit der verschlossenen Geheimnisse und Verletzungen in den Familien neu lernen, die Welt zu lesen, führt zu späten Biografien der Kriegskinder und deren Nachkriegskinder: https://nachkriegskinder.wordpress.com

Der Postfaschismus meiner Kindheit und Jugend war 1950-1970 das Flüstern, Schweigen und Tabu in allen Behörden, Familien und Schulen, denn überall saßen jetzt wieder Nazis, über deren Geschichte nicht offen geredet werden durfte.

Eine Kultur des Schweigens lag auch Jahrzehnte über Gewalt und Missbrauch in den Internaten, in Kirchen und im Sport, weil die Polizei, Staatsanwaltschaften und Zeitungen jeden Anfangsverdacht zurück wiesen. Dass wir in Deutschland keine unabhängige Justiz haben, kommt in welchen Medien? Die EU-Menschenrechtskommission hat keine eigenen Medien …

Sexualpädagogik für die Gesellschaft?

Was bisher in Schulen in Bayern für je 3 Stunden in der 6. Klasse und in der 8. Klasse vorgesehen ist:
Ablauf der Pubertät und die Begriffe für die wichtigsten beteiligten Organe, Beziehungsvorstellungen und Bezeichnungen, Umgangsformen … und LehrerInnen- Aus- und Fortbildung? ???

Fernsehen und Film bremsen noch

185 queere Schauspieler:innen sind gemeinsam an die Öffentlichkeit gegangen und fordern mehr Anerkennung, Sichtbarkeit und Gleichberechtigung in Theater, Film und Fernsehen. Denn obwohl in Deutschland Gleichberechtigung gesetzlich verankert ist, gibt es in der Branche noch immer Nachteile für lesbische, schwule, bisexuelle, queere, nicht-binäre und trans* Schauspieler:innen. Die Initiative #actout hat sich zuerst im Magazin der Süddeutschen Zeitung präsentiert und ein großes mediales Echo ausgelöst. https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/kulturjournal/actout-185-queere-Schauspielerinnen-outen-sich-oeffentlich,kulturjournal7910.html

Schauspiel-Kunst bedeutet, jede Rolle spielen zu können, aber wenn die nachgespielten Rollen zu Klischee-mäßig wirken, kommen schwule Friseure in der Lindenstraße zwar vielleicht zu einem ersten Kuss, aber dann …?

BEYTO

Ein schweizerisches Vorbild im Film gegen die Übergriffe der Beziehungs- und Familien-Erwartungen: Beyto ist ein fantastischer Schwimmer und cooler Kumpel. Doch als sich der junge Schweizer mit türkischen Wurzeln in seinen attraktiven Trainer Mike …

50 Jahre VSG

Am 7. November 2021 blicken wir zurück: 50 Jahre organisierter Widerstand gegen die Fortsetzung der Schwulen-Verfolgung durch deute Gerichte und die Polizei, die wieder die alte war, der Mut, sich u organisieren und in die Öffentlichkeit zu gehen, Infotische und Zeitschriften, an Bahnhofskiosken unterm Ladentisch …

https://lustpaedagogik.blogspot.com/2021/01/darkroom-fur-munchen-beginn-einer.html

Der Anschlag auf Magnus Hirschfeld. Ein Blick auf das reaktionäre München 1920

 

 

 

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