„Ich kann nicht anders, als gegen Luftangriffe Position zu beziehen.“ S.12
Seit 1963 lebt er in Lateinamerika. Ein unermüdlicher Kritiker
Lob und Preis für Franz Hinkelammert
Eine internationale Jury hat den in Costa Rica lebenden Ökonomen Francisco José Hinkelammert für sein neuestes Werk El Sujeto y la Ley, retorno del sujeto unter mehr als 130 Vorgeschlagenen mit dem „Premio Libertador al Pensamiento Crítico“ ausgezeichnet.
Der von der Regierung Venezuelas gestiftete und mit 150.000 US-Dollar dotierte Preis wird erstmalig verliehen. „Der Franz“, wie er damals genannt wurde, hat auch in den Anfangszeiten der Chile-Nachrichten eine wichtige Rolle gespielt.Im vergangenen Jahr kündigte Venezuelas Präsident Hugo Chávez die Verleihung eines Preises für kritisches Denken an. Der „Premio Libertador al Pensamiento Crítico“ soll dazu dienen, der Vorherrschaft des neoliberalen Denkens in Lateinamerika entgegen zu wirken.
WEITER LESEN AUF http://www.lateinamerikanachrichten.de/index.php?/artikel/910.html
Der heute 75-jährige Franz Hinkelammert studierte zunächst in Münster, dann an der Freien Universität Berlin Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Philosophie. Nach Erlangung des Doktortitels in Ökonomie wurde er in den frühen sechziger Jahren Funktionär der Konrad-Adenauer-Stiftung in Santiago de Chile.
Seine engen Kontakte mit dem linken Flügel der chilenischen Christdemokraten, der sich 1969 von der Partei abspaltete, führten ihn zu der Entscheidung für ein Leben in Chile. Er wurde Ökonomie-Professor an der (rechten) Universidad Católica de Chile, wo er mit politischen Freunden das (linke) „Zentrum für die Erforschung der nationalen Realität“ (CEREN) aufbaute, das nach dem Wahlsieg des Sozialisten Salvador Allende eines der akademischen Aushängeschilder der Regierung wurde. Mit seinem Buch Dialéctica del desarrollo desigual („Dialektik der ungleichen Entwicklung“, 1970) zählte Franz Hinkelammert sofort zu den prominenten Theoretikern, die sich dem damals in Südamerika vorherrschenden „Abhängigkeitsansatz“ verpflichtet fühlten.
Der Militärputsch vom 11. September 1973 setzte seiner Arbeit in Chile jedoch ein gewaltsames Ende: Franz Hinkelammert musste mit seinen damals drei Kindern in die BRD ausreisen.
Unrecht darf niemals beschönigt werden
… Der enge Kontakt zu wichtigen Vertretern der Befreiungstheologie in Zentralamerika sollte für die weitere Entwicklung des Lebens und Werks von Franz Hinkelammert entscheidend sein. Nicht zuletzt der rege Austausch mit den vor den Militärdiktaturen Südamerikas geflohenen Theologen führte 1976/77 zum Aufbau des Ökumenischen Forschungsinstituts (Departamento Ecuménico de Investigaciones, DEI) in San José de Costa Rica, dessen Mitbegründer Hinkelammert ist.
… Serie von Büchern … sozialphilosophische Werke im engeren Sinne wie etwa das Buch Kritik der utopischen Vernunft. Eine Auseinandersetzung mit den Hauptströmungen der modernen Gesellschaftstheorie von 1984. Andere Schriften wie etwa der Sammelband Der Hurrikan der Globalisierung (1999) sind den konkreten Entwicklungstendenzen der Weltökonomie gewidmet.
Nach Abitur und als „weisser Jahrgang“ noch frei von Militärdienst ein Jahr Jesuiten-Noviziat:
und las später bei Wolfgang Leonhard von der Gruppe Ulbricht in Moskau:
„Ich war völlig überrascht, als ich entdeckte, dass der Bildungsapparat der Partei genauso funktionierte wie der der Jesuiten.“ S.24
Studium bei Hoeffner …
„Thomas von Aquin … kennt kein Naturrecht auf Eigentum. … Das berührt sich mit dem Denken von Karl Marx, der das Eigentum ebenfalls der menschlichen Freiheit unterwirft, ..“. S. 28
Beim weiterem Studium in Berlin faszinierte ihn Helmut Gollwitzer:
„Gollwitzer war erheblich von Karl Barth und Dietrich Bonhoffer beeinflusst. … meist Leute aus allen fachrichtungen, Wirtschaftler, Soziologen, Philosophen, ein höchst bemerkenswert zusammengesetztes Auditorium. Deshalb lernte ich dort die Führer der 68er Bewegung kennen, die mehrheitlich Soziologen waren.“ S.33
Aus seinen vorherigen Studien der sowjetischen Wirtschaftstheorie kam er zum Schluss:
„Ich hatte die These formuliert, dass in der Wirtschaftstheorie beider Seiten Idealisierungen vorgenommen wurden und dass die Art und Weise, wie die neoklassische Theorie das allgemeine Gleichgewicht artikulierte, jener sehr verwandt war, mit der die sowjetischen Wirtschaftswissenschaftler den Kommunismus beschrieben. Das heißt: Die Ideologie des perfekten Marktes verhält sich analog zur Ideologie der perfekten Planung.
Diese Arbeit an der Ideologiekritik habe ich später dann noch einmal nei auf der Basis der Fetischismustheorie reflektiert … aber sobald man die These vertrat, dass die Kritik am sowjetischen Modell auch Kritik am kapitalistischen Modell implizierte, war die Debatte zu Ende. “
S. 34 f
Toll, wie er die Diffamierung der chilenischen Bewegung 1970 schildert: Volk, das sich aufmacht, wird „Nichtsnutz“, die Rechte organisiert sich gegen die Agrarreform. Von Bloch inspiriert:
„Der Schrei des Subjekts – Vom Welttheater des Johannes-Evangeliums zu den Hundejahren der Globalisierung“ S.46 beschrieben in http://www.ila-web.de/buchbesprechungen/buecher256.htm
zum Putsch:
„… ging mir auf, dass eine unheilvolle Vergangenheit des Christentums selbst hier wieder ans Licht trat und eine enorm gewalttätige Wirkung ausübte. … als Theologie des Völkermords bezeichnet.“ S.50
Er beschreibt dann die neue Sorte Putsch, brutaler als alle vorherigen Militär-Regierungen: In Folter-Fabriken perfektioniert:
„Für die Ideologie der Nationalen Sicherheit ist die Folter legitim und wird deshalb systematisch eingesetzt. … Das Folterprogramm läßt sich in George Orwells 1984 finden. … eine Systematik, die so wirkt, dass der Mensch nach der Folter völlig ans System angepasst durch die Straßen geht.“ S. 51
„Humanitäre Interventionen“ werden auch in Hamburg vorbereitet.
http://youtu.be/RL1RdbTf3QA ein paar Minuten in spanisch, in einem Seminario-Taller Religión, espiritualidad y nuevas epistemologías 1:15:39
„Man kann eben keine Zukunft gestalten, ohne die Vergangenheit verstanden zu haben. Andernfalls bleibt die Zukunft leer und ohne Vision, die die Leute mobilisieren kann. Das ist in Chile passiert. Man will die Vergangenheit und die daraus entstehenden Probleme unterdrücken, will sich daran nicht mehr erinnern, sondern sie mit Versöhnung, Vergeben und Vergessen zudecken, weil man in die Zukunft schauen und voran kommen will. Ein solcher Kurs wirkt sich zerstörerisch auf die Identität der Menschen und für das Zusammelleben aus und führt garantiert zur fatalen wiederholung der Ereignisse.“ S.57
wird fortgesetzt, auch auf http://paulo-freire-akademie.wikispaces.com/Befreiungstheologie
Neueste Kommentare